Kulinarischer Kult: Pedro Ximénez Sherries
oder Vinos Generosos
Aufklärung eines zwiespältigen Sachverhalts
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Der größte Teil der andalusischen Pedro Ximénez Sherries oder besser PX-Likörweine stammt im Grunde von den ausgedehnten Weinlagen der D.O. Montilla-Moriles, da die Bodegas des berühmten Sherry-Dreiecks der Städte Sanlucár de Barameda, El Puerto de Santa Maria und Jerez de la Frontera seit 1960 kaum noch die weißen Pedro Ximénez-Weintrauben in ihren Lagen anbauen. Sie verwenden stattdessen Grundweine aus der D.O. Montilla-Moriles
ohne diese jedoch Verbrauchenden gegenüber zu erklären.
Es entsteht somit der Eindruck, dass die PX-Weine aus der D.O. Jerez stammen.
Die Pedro Ximénez Rebe wurde in der Denominación de Origen Jerez-Xèréz und
D.O. Manzanilla de Sanlúcar Barrameda zu einer ausgesprochenen Seltenheit. Nur noch 1,3 % der Weinberge in Jerez sind mit Pedro Ximénez Reben bepflanzt. Auf den 6.815 Hektar Rebflächen, der Marco de Jerez wachsen lediglich auf 89 Hektar Pedro-Ximénez-Trauben.
Darüber sprechen die Weinmacher und Marketingabteilungen der Weingüter aus der D.O. Jerez nicht gerne. Sie halten sich über ihre tatsächlichen Bezugsquellen und die Herkunft des Mosts oder der Grundweine bedeckt. Die Grundstoffe für ihre PX-Sherries kommen in der Regel aus der zweihundert Kilometer landeinwärts entfernten Region Montilla-Moriles südlich von Cordoba gelegen. In den Käufer-Bodegas wird der Most oder gärende Jungwein oft nach einer relativ kurzen temperaturkontrollierten Gärungszeit in Stahltanks mit einer hohen Branntwein-Konzentration - Mistela - aufgesprittet, damit eine hohe Restsüße erhalten bleibt. Die Zugabe von Alkohol stoppt sofort den Gärverlauf. Süße Likörweine sind die Folge. Auf den Etiketten verzichten die Önologen der Weinbauregion Jerez auf die Herkunftshinweise ihrer Trauben durchweg vollständig.
In alten Eichenholzfässern einer Criadera-Solera oder meistens in riesigen Stahltanks erlebt der Montilla-Moriles Wein danach eine wundersame Verwandlung zum PX-Sherry aus Jerez.
Die Regularien der Weinbaukomission Consejo Regulador de la de D.O. Jerez erlauben dies. Doch die Winzer der D.O. Montilla-Moriles fühlen sich ungerecht behandelt und benachteiligt. Sie dürfen im Gegensatz zu ihren Kollegen in Jerez ihren Vino de Libor oder die Vinos Generosos de Licor nicht unter dem Namen Sherry bewerben und vertreiben, obwohl beide Produkte nicht nur die gleiche Grundlage haben, sondern auch den Ausbaumethoden folgen. Sie produzieren ebenfalls Fino, Oloroso, Amontillado oder Palo Cortado in den Bodegas. Statt der Palomino-Traube verwenden sie jedoch Pedro Ximénez-Trauben.
N.B.: Jerez-Sherries aus Pedro Ximénez Trauben (PX) können sogar PX-Grundweine aus der Extremadura enthalten, wie dies zum Beispiel beim Don Guido Pedro Ximénez aus der Bodega Williams & Humbert der Fall ist.
Wegen der dünnen Schale sind die PX-Trauben sehr krankheitsanfällig. Die nächtliche Feuchtigkeit der Meernähe führte in den atlantiknahen Weinlagen oft zu Pilzkrankheiten oder Mehltau und schmälerte somit die Erträge der Winzer in Jerez. Die maritimen klimatischen Bedingungen waren stets problematisch im Anbau. Daher vereinfachten die Weinmacher der D.O. Jerez das Verfahren und erwarben die kostengünstigen PX-Grundweine von ihren Kollegen in Montilla-Moriles. Ob alle Grundweine aus einer kostenintensiven Asoleo oder Pasera hervorgehen kann nicht verifiziert werden. Die PX-Trauben dieser Weine werden in der Regel sehr spät gelesen. Die überreifen Trauben zeigen am Rebstock Merkmale einer Eintrocknung und Rosinierung. So zählte die Statistik 2022 vom ersten Lesetag am 25. Juli 6 093 Kg bis zum letzen am 26. September (4 340 Kg) noch Ernteerträge. Insgesamt erreichte das Lesegut 29 149 736 Kg. Die Trauben werden ab einer Zuckerdichte von 13,5 Baume geerntet.
(Quelle Vendemia 2022/2023 des Consejo Regulador Montilla Moriles)
"Montilla Moriles kann sich rühmen, eine der ältesten Herkunftsbezeichnungen unseres Landes zu sein.
Sie wurde 1932 durch die Reben- und Weinstatuten Statuten anerkannt, das die Namen Montilla und Moriles gesetzlich schützte.
Sie veröffentlichte ihre Vorschriften im Jahr 1945, nachdem die Gründung ihres Consejo Regulador genehmigt worden war.
Seitdem hat Montilla Moriles nicht aufgehört, sich unter den wichtigsten Herkunftsbezeichnungen unseres Landes zu etablieren und an Stärke zu gewinnen,"
so ist es auf der Website der Weinkommission von Montilla Moriles zu lesen.
Die weitverbreitete weiße Palomino-Traube in der D.O. Jerez - Grundlage für den vino de licor wie Fino, Oloroso, Palo Cortado, Amontillado - verhält sich in den atlantiknahen feuchten Zonen hingegen robuster und ertragreicher (meistens) als die empfindliche PX-Traube. Diese wächst vorwiegend in Andalusien in der trockenen Region Montilla-Moriles (70 % der Rebfläche, der Consejo Regulador der D.O. Montilla-Moriles spricht 2023 von 95 % der Anbaufläche in Cordoba), aber auch in Malaga, Katalonien, Priorato, Jumilla, Valencia, der Extremadura, den kanarischen Inseln sowie in Alentejo in Portugal (250 ha). Eine "Pedro"-Rebe finden wir ebenfalls in Australien. Winzer vinifizieren dort eine süße Sauternes-Imitation oder verwenden die Weine zur Destillation von Brandy. In Chile wird die Pedro Jiménez-Traube (sic) allerdings gerne für die Herstellung des Pisco oder eines trockenen Weins verwendet.
Pedro Ximénez und Palomino Trauben wachsen sehr gut auf dem Albariza-Boden (Kreide)
Pedro Ximémez aus der D.O. Jerez, gibt es das?
Im geschickt vermarkteten Dreieck Sanlúcar de Barrameda, El Puerto de Santa Maria und Jerez de la Frontera werden von 1547 Winzern 7142 Hektar Weinberge bearbeitet. Sie produzieren rund 367439 Hektoliter Likörweine aus den Rebsorten Palomino Fino, Pedro Xíménez (nur sehr geringe Mengen) und Moscatel (Stand 2021). Die "Sherries" werden von 79 zugelassenen Ausbau- und Abfüllbetrieben vermarktet. Gelesen werden die wenigsten per Hand, sondern mit Erntemaschinen.
Neu ist die Richtlinie, das Rebsorten der Vor-Reblaus-Zeit (vor 1870) wie These, Beba, Cañocazo, Mantúo Castellano, Mantúo de Pilas, Perruno und Vigiriega neuerdings wieder verwendet werden können.
D.O. Jerez war im Übrigen die erste Weinbauregion, die in Spanien bereits 1933 eingeführt wurde und die Regeln für ihre Winzer reglementierte sowie manifestierte. Lediglich weniger als fünf Prozent der Anbaufläche dieser Region sind mit Pedro Ximénez-Reben bestückt. Nur wenige Bodegas, darunter Ximénez Spínola in Tablas, González Byass oder Williams & Humbert in Jerez bewirtschaften mittlerweile eigene PX-Rebflächen in der D.O. Jerez.
Bis zur Reblaus-Epidemie um 1870 war die PX-Rebe in der D.O. durchaus sehr präsent und nahm eine wichtige Rolle bei der Sherry-Herstellung ein. Selbst in den 1960er Jahren als Sherry einen Boom erlebte verarbeiteten viele Winzer die PX-Weine. Seit 1990 gilt die PX-Traube in der Region Jerez als fast ausgestorben.
Die Lagen -lagares - in der D.O. Jerez
Courtesy of Sherry.Wine.de
Bodega González-Byass
Die 1835 in Jerez gegründete Bodega González-Byass bearbeitet rund 900 Hektar Weinberge in der D.O. Jerez. In den Jahren 2006 und 2007 pflanzten die Önologen in den berühmten historischen Lagen Jerez Superior Carrascal 29 Hektar wieder Pedro Ximénez Reben an. Sie liegen nordwestlich vor der Stadt Jerez. Die Lage ist ebenfalls das Anbaugebiet der frühreifen Palominotrauben für die Hausmarke Tio Pepe Palomino Fino.
Erfreulich, im August 2022 erfolgte die fünfte Ernte von PX-Trauben. Im Jahr 2018 weihten die Weinmacher sogar die Viña La Canariera zur ortsnahen Weinaufbereitung der süßen PX-Moste ein. Sie wiederbelebten den eigentlichen Zweck der Viña Canariera, die bis 1986 süße Likörweine vinifizierte und seither eher als eine Location für Hochzeiten und allerlei Festlichkeiten in Jerez bekannt war.
Mittlerweile werden in Carrascal weit über 200 Tonnen PX-Trauben per Hand von Saisonarbeitern gelesen. Sie legen diese sorgfältig auf Kunststoffflies im traditionellen Asoleo-Verfahren aus. Im Sonnenschein trocknen die Trauben für 10, 12 bis 15 Tage ein und verlieren Wasser. Teilweise rosinieren sie zwischen den Zeilen. Dabei werden die Aromen nicht nur verdichtet, sondern der Zuckergehalt im ein Vielfaches erhöht (Mostgewicht 25 bis 27 Baumé, d.h. über 140 Öchsle).
Inzwischen haben sich die PX-Rebstöcke der Gonzalez-Byass Pflanzungen an das maritime Klima, die Bodenstruktur und die maritimen Westwinde gewöhnt, sodaß die Erntemenge in den Jahren um 25 bis 30 % anstieg. So konnte der Vinologe Manuel Delgado erfreut feststellen, dass gegenüber der in der Region üblichen Ernterückgänge bei der Palomino-Traube (ca. 20 %) eine weitaus bessere PX-Ernte im Jahre 2022 zu erzielen war. Die vorteilhaften und sich verändernden klimatischen Bedingungen - Hitze, Intensität der Sonnenbestrahlung, Trockenheit - machten es möglich. Selbst die Asoleo-Methode konnte bessere Ergebnisse und eine außergewöhnliche Qualität des Mosts bewirken, was schließlich aus ökonomischer Sicht den PX-Anbau für die Bodega Gonzalez-Byass rentabel machte.
Nach der 2022er Ernte von 270 000 Kilogramm PX-Trauben rosinierten diese auf Moskitonetzen aus Kunststoff. Die ausgelegten Pergel trockneten zwischen zehn und fünfzehn Tagen unter kräftiger Sonnenstrahlung auf freien Flächen. Während dieser Zeit werden sie von Hand ständig gewendet, um ihnen eine gleichmäßige Trocknung zu gewähren und eine Pilzbildung zu verhindern. Das Blattwerk wurde zuvor penibel entfernt. Kranke faulende Traubenpergel werden sofort entfernt. Der Zuckergehalt verdichtet sich in dieser Zeit um ein Vielfaches und macht die Moste aromatischer. Nach dieser Trocknungsphase wurde das rosinierte Lesegut Vorort in einer traditionellen vertikalen Esparta-Presse sorgfältig mehrfach gekeltert. Der Most wird Vorort zu Wein vergoren, um so Aspekte des Terroirs wieder zu beleben. Normalerweise ergeben vier Kilogramm frische Trauben einen Liter PX-Wein. Der Arbeitsaufwand ist bei diesen Lese- und Verarbeitungsprozessen riesig. Rund 200 Personen, darunter viele Saisonarbeiter, sind daran beteiligt.
Nach Planung werden die jungen PX-Weine zu den süßen Hausmarken Solera 1847, Nectar oder Noé oxidativ in Eichenholzfässer im Criadera und Solera System in den gigantischen Hallen von Gonzalez-Byass ausgebaut.
Der derzeitige Klimawandel wirkt sich demnach positiv auf das Wachstum der PX-Trauben in der D.O. Jerez aus. Die heißen Monate Mai, Juni, Juli sorgen dafür, dass die Sorte bereits im September, statt im Oktober geerntet und rechtzeitig in der Sonne rosiniert werden kann. Normalerweise ist der Oktober in der D.O. Jerez regenfeucht. Somit scheint eine großflächige Rückkehr der historischen Pedro Ximénez Rebe in das Dreieck von Sanlúcar, Santa Maria und Jerez möglich zu werden. Die kommenden Ernten und die Qualität des Leseguts werden es zeigen.
Bodega Gonzalez-Byass
Promotion, das Terroir...
Bodega Williams & Humbert
Die familiengeführte Bodega Williams & Humbert hat sich in den vergangenen Jahren beispielhaft für die Förderung des ökologischen Anbaus von Sherries in der D.O. Jerez entfaltet. So erschienen 2015 die ersten Bioweine. Die Winzer bewirtschaften einen eigenen Bio-Weinberg von rund vierzig Hektar in den Pago de Añina als auch den Pago Carrascal nahe Jerez.
Darüber hinaus begann Williams & Humbert 2015 den biologischen Anbau von Pedro Ximénez-Trauben. Es ist nicht das einzige Weingut, wie manche Quellen behaupten, das diese sehr seltene Rebe in den Weinbergen von Jerez anpflanzt. Die Vinologen streben mit ihrem aktuellen Projekt die Herstellung von biologischen süßen Pedro Ximénez Weinen an.
Mit dem biologischen Anbau engagiert sich Williams & Humbert für den ökologischen Landbau und bewegt sich somit im Einklang mit den Zielen der Europäischen Kommission, die ökologischen Anbauflächen in der Europäischen Union um mehr als 25 % zu vergrößern. Die Vinologen vergleichen modellhaft zwei Weinberge in ihrem Ertrag und ihrer Qualität: drei Hektar biologisch und zwei Hektar konventionell. Die handgelesenen Trauben aus der Ernte 2022 wurden dem Asoleo-Verfahren unterzogen und die rosinierten PX-Trauben an das Institut für Vitivinícolas und Agro-Food-Forschung (IVAGRO) der Universität von Cádiz weitergeleitet, um dort unter Laborbedingungen verschiedene Süßweine herzustellen.
"Dieses Projekt wurde vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (FEADER), dem Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei und Wasser und nachhaltige Entwicklung der Junta de Andalucía und der Provinz Cádiz für integrierte territoriale Investitionen finanziert."
Quelle: www.technovino.com
Bodega Ximénez-Spínola
Das 1729 gegründete Familienunternehmen Phelipe Zarzana Spínola y Cia vor den Toren der Sherry-Metropole Jerez ist der letzlich verbliebene Protagonist für den traditionellen Anbau der Pedro Ximénez-Rebe in der D.O. Jerez-Xérès. Inmitten erstklassiger PX-Weinfelder der Pago de los Tercias in Tablas erhebt sich vor den Toren der Stadt Jerez auf einem sanft ansteigenden Hügel das kleine weißgetünchte Weingut.
Albariza Mergelkalkboden in Las Tablas
Quellen vermuten, dass der Anbau der Reben, die Herstellung von Most und Wein auf die römische Antike zurückgehen. Im 19. Jhd. produzierten die Weingüter so viel Wein, dass die früher im Tal verlaufende Eisenbahn Ferrocarril de Jerez a Bonanza - von Jerez zum Hafen in Sanlúcar, 29 km - in Las Tablas eine Haltestelle zur Verladung der vielen Fässer einrichtete.
Die steinhaltigen Böden der Wingerte in der Ortschaft Las Tablas sind so kalkhaltig, dass sie in der Vormittagssonne grellweiß wie Schreibpapier leuchten. Es ist die geologische Qualität des Mergelkalkbodens - im Spanischen albariza, auf Deutsch weißer Stein genannt - die den mineralischen und aromatischen Charakter der anerob und aerob ausgebauten Weißweine der Bodega Ximénez-Spinola prägt.
Das Weingut blickt indirekt auf eine lange Geschichte zurück. Phelipe Antonio Zarzana Spinola handelte 1729 mit Weinen, wie dies Dokumente belegen. Die kleine Bodega lag jedoch sehr beengt in der Altstadt an der Plaza Mendoza und Calle Chancillería in Jerez. Der Hauptbetrieb wurde daher nach Tablas verlegt. Heute befinden sich dort nach wie vor die Ximénez Spinola Weinlager.
In der vierten Generation betreiben José Antonio Zarzana Marín und seine Gattin Laura Murphy mit innovativen Methoden das Weingut. Anfang 2012 erwarb er den kleinen 12 Hektar großen Familienbetrieb indem José seine beiden Brüder ausbezahlte. Die ersten Jahre waren für den Quereinsteiger und Juristen schwer. Mittlerweile werden 15 Hektar eingene Wingerte und weitere 15 Hektar langfristig gepachtete Rebflächen nach alter Schule bewirtschaftet. Ausschließlich Pedro Ximénez Trauben bilden die Grundlage für seine Wein-Variationen.
Im November 1918 füllten ihre Vorfahren unter Sauerstoff gereifte PX-Weine erstmals in Flaschen ohne Altersangaben ab. Die biologische Reifung der Solera 1918 Sherries führen die Betreiber bis heute fort. Erst nach der Abfüllung wurde ihre Solera de Pedro Ximénez vom regionalen Consejo Regulador zertifiziert, der kraft Gesetz über die Einhaltung des Regelwerks und die Wein-Qualitäten wacht.
„Unsere ersten Abfüllungen enthielten damals Weine aus einer oder mehreren Ernten,“
berichtet rückblickend Winzer Don José Antonio Zarzana Marín stolz. Verwurzelt in die Tradition der Vorväter verwendet José Zarzana noch heute das archaisch anmutende Ximénez-Spinola-Etikett für seine Flaschen.
Das Lesegut verliert während der Eintrocknungsperiode rund 70 % des Eigengewichts. Die Aromakonzentration steigt hingegen rapide an, da die Sonne den Trauben Wasser entzieht, die natürliche Süße nimmt potentiell zu. Diese verhindert eine Spontangärung.
Die Struktur der Trauben verwandelt sich rosinenartig in sog. uvas pasificadas. Sorgfältig und schonend werden die Trauben in einer Korbpresse langsam gekeltert. Aus einer Tonne frisch gelesener Trauben werden lediglich 300 Kilo rosinenähnliche Trauben gewonnen, die in der Korbkelter bis zu 100 kg festen Trester (Schale, Rappen und Kerne) hinterlassen. Übrig bleiben in der Regel lediglich 200 Liter echter Rosinenmost, der zu Wein verarbeitet wird.
Winzer Don José Antonio Zarzana Marín begann ebenfalls mit dem Klonen der eigenen autochthonen Reben, der Sorte Xerecian, da diese besser an die meernahe Region angepasst ist als jene Reben aus Montilla-Moriles. Sie wachsen, so die Erfahrung, in der Albariza-Erde viel besser, als die der Rebschulen von Cordoba. Die Erträge sind um das dreifache höher.
Ein Kultwein entsteht
„Selbstverständlich werden die Trauben wie früher von Hand gelesen und zur Trocknung zwischen die Zeilen - camadas - des Wingerts auf food mats gelegt.“ Im Gegensatz zu den zu den weitläufigen Trockenplätzen - las paseras - in Montilla Moriles liegt das Spínola-Lesegut teilweise schattig und sonnig zwischen den Rebstöcken.
„In deren Schatten verdichtet sich der Säuregehalt in den Schalen und in der Sonne dehydrieren die Trauben,
das Wasser verdampft und der Zuckergehalt nimmt zu,“
erklärt José Zarzana die gewünschte Wirkung. Die sorgsame Handlese soll verhindern, dass sich Trauben quetschen und dabei ihre Schale beschädigt wird.
Während der Trocknungsprozesse soll möglichst wenig kostbarer Saft verloren gehen. Zum Vergleich: In der D.O. Montilla-Moriles werden die Trauben manchmal bis zu 21 Tagen einer direkten Sonnentrocknung ausgesetzt (mittlerweile eher sieben bis vierzehn Tage wegen des Klimawandels!).
Im traditionellen Pasera- oder Asoleo-Verfahren breiten die Erntehelfer die unbeschädigten Pergel auf Bast-, Strohmatten oder heutzutage auf Kunststoffflies aus und trocknen das Lesegut unter der intensiven Sonnenstrahlung und leichten Winden in der Tageshitze ein. Je nach den lokalen klimatischen Bedingungen schützen die Winzer die Trauben nachts mit einer Folienabdeckung vor der abträglichen Feuchtigkeit und verhindern somit die Bildung von Schimmel. Von Tag zu Tag werden die Trauben vorsichtig gewendet, um eine gleichmäßige Zuckerverdichtung zu bewirken, schadhafte Pergel werden aussortiert.
Nach dem traditionellen Camada-Trocknungsprozess bleiben von einer Tonne frischen Trauben nur 300 kg rosinenartige Trauben übrig. In kleinen Trägern werden sie vorsichtig zur schonenden Pressung gebracht. Lediglich 200 Liter Traubenmost werden zur Herstellung des PX Consecha gewonnen, das eine sehr geringe Menge ist.
Der Most wird mit Reinhefe in vollständig befüllten 200 Liter-Fässern aus französischer Eiche für drei Monate langsam vergoren. Das Spundloch wird zu Beginn der Gärung nicht verschlossen. Das geschieht erst nach und nach, damit sich die fruchtigen Aromen vollständig erhalten und nicht durch eine eher abträgliche Sauerstoffeinwirkung ihre Intensität und Qualität verlieren bzw. verändern. In dieser Zeit erreicht der jugendliche PX Consecha eine Alkoholkonzentration von 13 % Volumen. Er wird nicht wie in anderen Bodegas üblich mit Branntwein aufgesprittet.
Sehenswerter Film über die Pasera-Methoden der Bodega Ximénez-Spínola in Tablas, DO Jerez
Der Most für den PX Vintage stammt hingegen von Trauben, die nur wenige Tage in den uvas pasificadas al sol trockneten. Der nach der pasificación gewonnene Rebensaft gärt nach dem Keltern in amerikanischen Eichenholzfässern bis zu einer Alkoholstärke von 12 % Volumen und reift in ihnen rund zwölf Monate lang. Schonend mit einem einfachen Zellulosefilter wird er vor der Flaschenfüllung gereinigt. Beide Pedro Ximénez Sherries können laut José Antonio Zarzana über fünfzig Jahre unter optimalen Lagerbedingungen ruhen.
Die aus 200 Liter Most sich ergebenden Grundweine werden bei Ximénez-Spínola, nicht wie sonst in der D.O. Xérèz allgemein verbreitet, zur Reifung in 500 Liter fassende Bodega Botas gegeben, sondern in Barriques entweder aus amerikanischem oder französischem Eichenholz zur Reifung gefüllt. Im sich anschließenden sistema de criaderas y soleras baut sie der Jurist und Önologe José Antonio Zarzana über viele Jahre zur trinkreifen Sherries aus.
Ich bin ein absoluter Gegner dieser schwarzen PX, ich mag die natürlichen Farben, die aus dem Produktionsprozess stammen.
Der Pedro Ximénez wurde misshandelt, Zucker, Farbe, Alkohol wurden hinzugefügt ...
wir haben uns entschieden, ihn so zu vinifizieren, wie Gott es beabsichtigt hat, und wir haben eine Farbpalette gefunden, die dem Riesling viel näher kommt als dem PX, den wir kennen,
sagte Winzer Don José Antonio Zarzana Marínim Oktober 2016 in einem Interview. der Sobresa.
Die wahren Quellen des Pedro Ximénez
Reiseleiter erzählen gerne die Legende vom Soldaten Karls V., der in seinem Tornister Reben aus dem Rheingau nach Andalusien brachte. Die Geschichte klingt romantisch. Doch sie entspricht nicht der Wirklichkeit. Zwar gibt keinen eindeutigen Ursprung der Pedro Ximénez Traube. Aktuelle DNA-Analysen lassen vermuten, dass sie ursprünglich wohl doch aus Andalusien oder dem afrikanischen Magreb stamme.
Vor dem 19. Jhd. war die Region um Malaga, wohl die einzige in Andalusien, in der PX-Trauben wuchsen.
Im südlich von Cordoba liegenden Weinanbaugebiet D.O. Montilla-Moriles (seit 1945) bewirtschaften die Weinbauern 8 385 Hektar. Nur 26 Bodegas verarbeiten die roten Sorten Tempranillo, Syrah und Cabernet Sauvignon sowie die weißen Sorten Pedro Ximénez, Layrén, Ballade, Moscatel und Torontes zu 200 428 Hektoliter Wein (Stand 2021). Rund 70 bis 75 % der bis zu 700 m über dem Meerespiegel liegende Fläche ist mit Pedro Ximémez Reben bepflanzt. Der klimatische Vorteil sind die trockenen Nächte gegenüber denen der D.O. Jerez. Sie verhindern Pilz- und Mehltau.
Tatsächlich sind es die Winzer aus den südlich von Cordoba liegenden Gemeinden von Montilla und Moriles, die in riesigen Mengen mit Tanklastzügen den Pedro Xíménez-Most oder die PX-Grundweine an die Bodegas der Sherry-Region liefern. In riesigen Lagerhallen reifen im traditionellen Criadera- und Solera-System die PX Weine unter Sauerstoff in 500 Liter großen sehr alten Eichenholzfässern. Nach wenigen Jahren der oxidativen Reifung wandeln sich die „weißen“ mit Branntwein aufgespriteten Grundweine auf eine magische Weise unter Sauerstoffwirkung in köstlich süße mahagony-farbenen bis tiefschwarze Likörweine.
Sherry, was ist das eigentlich?
Offiziell werden die in den klassischen Bodegas der Orte Sanlúcar, Santa Maria und Jerez schließlich ausgebauten PX-Likörweine als Sherry aus der D.O. Jerez-Xérès und D.O. Manzanilla de Sanlúcar Barrameda deklariert. Da die Verwendung des Begriffs Sherry als eine geografische Herkunftsbezeichnung der D.O. Jeréz-Xerès sowie D.O. Manzanilla de Sanlúcar Barrameda vorbehalten und rechtlich geschützt ist, dürfen die Winzer aus Montilla-Moriles jedoch ihre in den eigenen Weingütern ausgebauten Likörweine nicht als Sherrys auf den Etiketten bezeichnen.
All das klingt nicht logisch, obwohl deren Produkte gleichen geographischen Ursprungs und von ähnlicher oder oft besseren Qualität sind, als jene Likörweine aus dem vielgepriesenen Sherry-Dreieck von Jerez. Die aromaintensiven sortenreinen PX-Likörweine der Bodegas im Städtchen Montilla in der Provinz Cordoba genießen unter Kennern einen guten Ruf. Allerdings stehen die Weine von Pérez Barquero, Alvear, Toro Albalá, Cruz Conde oder des biologisch ausbauenden Winzers Francisco Robles oft nicht in der ersten Reihe der internationalen Verbraucherwahrnehmung.
Ein Verkostungsmarathon für den Guía Peñín 2023 verkosteten die Juroren 2022 exakt 9 852 spanische Weine. Unter den rund 2 000 Weingütern freute sich die Mitarbeiter der Bodega Alvear in Montilla, dass zum ersten Mal in der über dreissigjährigen Geschichte des Wettbewerbs sie für ihren Pedro Ximénez Solera 1830 und die Kollegen der Bodegas Yuste für ihren Amontillado Bota NO in Sanlúcar de Barrameda für ihre Weine die Höchstnote von 100 Punkten erhielten.
Die Bodega Pérez Barquero erhielt für ihren süßen Pedro Ximénez 1955 Solera Cincuenta Aniversario 99 Punkte.
Sherry ist nach wie vor eine weltweit sehr bekannte „Marke“ und folglich eine verkaufsfördernde Handelsbezeichnung, die sich ebenfallspositive bei einer Nennung bei Whiskies auswirkt.
Die Regeln des andalusischen Weinrechts sind jedoch höchst seltsam.
Es fehlt eine klare Auszeichnungspflicht, den Zukauf von Weinen aus anderen D.O.-Anbaugebieten auf der Flaschenetikett detailliert zu benennen. Genießer glauben Likörweine aus dem Sherry-Anbaugebiet zu goutieren, obwohl die Trauben der Vinos de Jerez Dulces Naturales praktisch in der D.O. Montilla-Moriles angebaut und geerntet wurden.
Der Concejo Regulador de Montilla Moriles ist es bis heute noch nicht gelungen eine Anpassung der Regeln zu erwirken.
Bodegas in Jerez
Der in Spanien bekannte Önologe Francisco Robles betont zu Recht:
„Tatsächlich ist es die Gegend von Montilla-Moriles, die seit jeher die Säfte von Pedro Ximénez-Trauben liefert, die in der Sonne der Campiña Sur Cordobesa gedeihen.“
Neue Tendenzen in der andalusischen Weinwirtschaft
Zum Autor
Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen
wie Das Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.
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