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AutorenbildErnie - Ernst Scheiner

Waterford. Hunter & Goldthorpe



Die irische Waterford Distillery in Cork ist für ihren ausgeprägten Terroir Ansatz bei der Auswahl der Gerste bekannt, den Gründer Mark Reynier stringent umsetzt. Die jeweilige gesähte Gerstensorte wird nach der Ernte getrennt aufbewahrt, um danach exklusiv batchweise von Minch Malt gemälzt zu werden. Das Distillery Team brennt das jeweilige Malz batchweise in einer Rohbrand- und einer Feinbrandblase zu einem Spirit. Die Reifung erfolgt ebenfalls nach geografischer Herkunft und Sorte getrennt in Fässern: Bourbon, Wein und Likörwein. Whisky-Macher Ned Gahan komponiert aus den verschiedenen Fasskulturen ein Vatting.


Sie widmen sich ebenfalls der Verarbeitung von historischen Gerstensorten. Es folgt die Darstellung zweier Single Malts aus den Gerstensorten Hunter, Goldthorpe.



Mark Reynier and Ned Gahan zu Gast bei Gregor Haslinger in Frankfurt


Hunter Release September 2022


In der Reihe Arcadian Farm Origin - "old way of whisky making or historic variety " - erschien im September 2022 die erste Abfüllung eines Heritage Barley Single Malts.

Elton series terroir of Donoughmore

Fünfzig Fässer füllte das erste vom Waterford Team doppelt gebrannte Destillat aus einer Gerste der Sorte Hunter.


Die Hunter Heritage Abfüllung ist Ned Gahans Vatting aus Whiskies, sie ist

"...drei Jahre, zwei Monate und sechs Tage er alt...er wurde mit 50 % vol. abgefüllt..."

sagte Waterfords Whisky-Macher Ned Gahan im Oktober 2022 in Frankfurt.


Tatsächlich verarbeitete das Waterford Team erstmals die von Minch Malt in der kleinen Anlage vermälzte Hunter-Gerste im Jahre 2019 zu Whisky-Destillaten. Die Gerste kam von einer Farm aus Kilkenny.


"Hunter, benannt nach dem bahnbrechenden Pflanzenzüchter Dr. Herbert Hunter, wurde 1959 eingeführt und war fast zwei Jahrzehnte lang für ihren unverwechselbaren Geschmack bekannt. Jetzt führen wir diese bahnbrechende Gerste für eine neue Ära von Single-Malt-Liebhabern wieder ein. Seit den späten 1970er Jahren ist Hunter aus der irischen Landschaft verschwunden und wurde durch wirtschaftlich lohnendere Kreuzungen verdrängt. Alles, was von Hunter übrig blieb, war ein 50-Gramm-Sack in der Saatgutbank des Irish Department of Agriculture, Food & the Marine,"


so zu lesen auf der Webseite von Waterford.


Quelle: Waterford Distillery


Die Hunter Story




Die Hunter Variation strömte in rund 10 000 Flaschen in die globalen Märkte. Whisky Enthusiasten konnten sich mit der aromatischen Qualität einer destillierten historischen Gerstensorte Hunter auseinandersetzen. Fünfzig Fässer füllte das erste doppelt gebrannte Destillat aus einer Gerste der Sorte Hunter.


Die erste Waterford Hunter Heritage Abfüllung ist Ned Gahan Vatting aus Whiskies, die in

  • 45 % first fill Bourbon Barrels,

  • 19 % Virgin American Oak,

  • 21 % erstklassigen Barriques aus französischer Eiche und

  • wie bei Master Blender Ned Galan üblich in 15 % Vin Doux Naturel Fässern (Sherry & franzöische Likörweine) für mindestens drei Jahre reiften.


Vermutlich verarbeitete das Waterford Team erstmals die von Minch Malt in der kleinen Anlage vermälzte Hunter-Gerste im Jahre 2019.




"Working alongside partners Minch Malt, and the Department of Agriculture, Hunter had to be propagated from a 50 gram bag of seeds and upscaled over several years before there was enough to distil.
Just 50 barrels were distilled from the first harvest."

Quelle: Waterford Distillery




Das schreibt Waterford Distillery zur ersten Hunter Heritage Single Malt Abfüllung:


"Named after pioneering plant breeder Dr Herbert Hunter, it was introduced in 1959, and was for two decades lauded for its distinctive flavour.
Modern distillers, obliged to use the yield-enhancing varieties, have been deprived of heritage flavours – flavours that evolved more naturally over centuries in harmony with Ireland’s terroirs.
We have ventured back in time to rediscover Irish varieties, the natural flavours. Rare, game-changing barleys to a new era of single malt connoisseurs."

Quelle Waterford Distillery 2022.



In einer parallelen Verkostung von Waterford Whiskies stach die Hunter-Abfüllung wegen ihrer vollkommen anderen Aromenstruktur gegenüber den anderen Waterford Single Malts, die auf der Grundlage von aktuell inder Whisky-Industrie üblichen Gerstensorten gebrannt wurden, hervor. Die Teilnehmenden waren sensorisch angenehm vom Hunter-Whisky überrascht.


Ned Gahan im Whisky Spirits Shop in Frankfurt

Information: The Records of Dr Herbert Hunter 1892 -1959


 



Goldthorpe Heritage Single Malt 2024



Waterfords Whisky Blender, Ned Gahan, schrieb im Februar 2024:


"We have distilled Goldthorpe from circa 1900s,
Old Irish from circa 1890s, Spratt Archer from circa 1920s.
Goldthorpe will hopeful be released around the end of the year 2024."


"Dies ist die zweite unserer Erkundungen der aromatischeren Gersten von gestern. Dieses Mal haben wir eine Sorte wiederbelebt, die seit über einem Jahrhundert nicht mehr destilliert wurde. Niemand, der heute lebt, hat diese Aromen je gekostet.


Wie alle unsere traditionellen Whiskys begann Goldthorpe seine Reise als 50-Gramm-Beutel in der irischen Saatgutbank. Es dauerte Jahre, die Gerste aufzuwerten, sie dann zu destillieren und reifen zu lassen, aber wir sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden."


schrieb Waterford Distillery im Oktober 2024




Mark Reynier und Whisky Maker Ned Gahan freuten sich riesig, als sie die Kommentierung von Serge Valentin in Whisky Fun lasen:





Woher stammt die Goldthorpe Gerste?

Die erste Waterford Heritage Release Hunter blickte zurück in das Jahr 1959, während die neue Waterford Heritage Release Goldthorpe mehr als 140 Jahre in das 19. Jhd reicht. Die hochwachsende Goldthorpe-Gerstensorte kam wohl um 1900 auf die irischen Äcker und verschwand vor Jahrzehnten aus der dortigen Landwirtschaft. Im Englischen war sie auch unter der Bezeichnung Sprat(t) Barley bekannt. Sie wurde in Norfolk 1891 angebaut. In den Brauereien war die Sorte sehr beliebt. Ob sie auch in Schottland zur Whisky-Destillation eingesetzt wurde, ist nicht bekannt. Auf Dr. Herbert Hunter geht wohl auch die von ihm vermutlich 1919 entwickelte Kreuzung populäre Archer Goldthorpe zurück. Eine Sorte Goldthorpe Spratt kam um 1920 in Neuseeland auf die Felder.


“The Goldthorpe, type, now represented by Plumage-Archer, is a wide-eared barley with somewhat heavier grain and thicker skin. When ripe it has a golden yellow colour, and is somewhat coarser in appearance than Spratt-Archer. It is suitable for growing on heavy, richer soils and may have higher nitrogen content as a result. Malt made from it is not so suitable for pale ale brewing as is that made from Spratt-Archer, although it can be blended with the latter for this purpose. A number of new varieties have been introduced in the last ten years. One such variety is Earl, introduced in 1947 and derived from Spratt-Archer. It has the advantage of earlier ripening and the grain is usually rather larger and more rounded.”"

Source Brewing Theory and Practice" by E. J. Jeffery, 1956, page 130.


Es ist wohl keine irisch-stämmige Gerste. Es mag womöglich sein, dass der deutsche Züchter Ferdinand Heine jr. die Sommerbraugerste nach dem im Süden von Yorkshire liegenden Bergbaudorf [Heines] Goldthorpe benannte.


Daten zeigen an, dass deutsche Landwirte die Sommergerste 1884 oder 1885? erstmals großflächig sähten.


Heine (1840-1920) war ein international erfolgreicher Pflanzenzüchter von Zuckerrüben und Getreide. Seine ornitologischen Studien fanden in der Wissenschaft hohe Beachtung. Er wird gerne als Nestor der Getreidezüchtung angesehen. Mit dem Namen Saatzucht Heine hatte er 1871auf dem Pachtgut seines Schwiegervaters in Emersleben und später auf eigenen Grund in Hadmersleben in Sachsen-Anhalt. Die Hochzuchtsorte Goldthorpe Sommergerste zählte damals zu den besten deutschen. Grand Prix Medaillen der Weltausstellungen zierten die Wände. Auf Englandreisen suchte er nach den Landsorten des Getreides.

Quelle: Walter Merfert, "Ferdinand Heine auf dem Klostergut Hadmersleben und die Saatzucht."

Biografische Quelle Ferdinand Heine


Inwieweit die Goldthorpe Gerste tatsächlich aus Yorkshire stammt, konnte vom Autor nicht eindeutig geklärt werden.

Dr. Herbert Hunter referierte auf einer der Rothhamstead Conferences über die Herkunft und Qualität alter Gerstensorten und schrieb 1929 in seinem Paper "Malting Barley : Old and New Varieties" Folgendes:


"The next boad-eared variety is Goldthorpe, which was found in a field of Chevallier so recently as 1889. How it arose, or whether it has any connexion with the Continental broad-eared forms, I cannot say."

Quelle: Malting Barley. Ed. Archibald Weighall. London 1929, pp 8



 


Wiederkehr einer Goldthorpe Gerste

Die Wiederkehr einer vergessenen vierreihigen, weniger ertragreichen, Braugerste.

Landwirt Maik Alpelt hatte in Sachsen bereits 300 Kg der Braugerste Goldthorpe als "Vermehrungsanbau" auf 38 ha ausgesäht. Doch niemand wollte die Ernte kaufen. Zufällig erfuhr Brauer Tobias Frenzel von der unterfänkischen Rhön-Malz von der Ernte. Die Mälzerei verarbeitete die von der Agrargenossenschaft Klitten angebaute historische Getreidesorten. Frenzel war fasziniert von der alten Sorte und ein Goldthorpe-Teil kam nach Bautzen zurück. Daraus braute der experimentierfreudige Lausitzer 700 l Bier und füllte 400 Flaschen Oberlausitzer Heidebräu in der Frenzel-Bräu ab. In Zukunft möchten sie die Goldthorpe Gerste im dortigen Bioreservat vermarkten.

Das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft baut seit 2007 historische Gerstenarten an, darunter ein Winterweizen Pommerischer Dickkopf, ein Winterroggen Jägers Nordeutscher Champagner sowie die Braugerste Goldthorpe.


„Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG“ brauten die Biermacher aus 53, 5t Heines Goldthorpe nach historischen Rezepturen die historische Goldthorpe zu einem Kölsch wie das vor 111 Jahren zur Gründungszeit üblich war. Vermälzt hatte die Gerste die Bestmalz AG, die in Frechen 2013 auf 12 ha angebaut wurde.


Auch das östereichische Stiegel Gut Wildshut seit 2015 Biere aus Goldthorpe. "Diese Sorten sind naturbelassen, sie wurden weder gekreuzt noch hochgezüchtet. Und da sie tiefer wurzeln, können sie auch mehr Nährstoffe aufnehmen und sind resilienter gegen klimatisch bedingte Einflüsse. Auf unseren Äckern wird das Bio-Getreide für unsere Bierspezialitäten nach einer siebenjährigen Fruchtfolge angebaut."

Quelle Stiegel Hofgut Wildshut


 

Waterford und Minch

Waterford hingegen arbeitete mit Minch Malt und dem Irish Department of Agriculture sowie Goldcrop zusammen und machten durch einen Vermehrungsanbau aus 25 g / 50 g Goldthorpe Gerstensaat wurden nach eigenen Angaben sprichwörtlich im Marketing-Sprech "50 Barrels Waterford Whisky." Das Minch Malt Heirloom Projekt öffnete neue Wege zu historischen Gerstensorten. Aus 25 Gramm Gerste wuchsen Gerstenfelder, die ausreichend Malzgerste für die Whisky Industrie bereit stellten. Sie soll 1989 in Yorkshire laut den Unterlagen des Department of Agriculture gezüchtet worden sein. Zahlreiche Versuche zeigten in Irland, das die langstilige Gerste gute Erträge erbrachte, bei einigen Farmen größere als die Sorte Archer. Goldthorpe eignete sich gut für das Malzen.


Laut Waterford-Angaben brannten sie im Jahr 2020 75 t Goldthorpe-Malz. 34 000 Liter doppelt destillierter Single Malt Spirit strömten durch den Safe, den das Team 162 Fässern zur Reifung übergab.


Foto Copyright Waterford Distillery

Wie bei Ned Gahan üblich, arrangiert der Whisky Blender ein Vatting aus Waterford Goldthorpe Single Malts, die eine Vollreifung in verschiedenen Fasstypen aromatisch prägten:


  • "a mixture of 40% first-fill US Oak,

  • 24% Virgin US Oak,

  • 18% Premium French Oak and

  • 18% Vin Doux Naturel casks"


Das Folgende war in der Waterford Presseveröffentlichung Mitte September 2024 zu lesen:


"Der Whisky bietet einer neuen Generation von Whiskykennern historische Aromen und
besitzt Aromen von üppiger Vegetation, reichhaltigem Müsliriegel, Beerenkompott, rotem Apfel, grünem Tee, Melone, Roastbeefsoße und
Pflaumen mit einem Hauch von süßen Obstgartenfrüchten, Äpfeln und Birnen, Sahne, leichter Würzigkeit, roten Beeren, Honig, Nelken und Rosinen,
was dem Whisky einen langen, nach Trockenfrüchten schmeckenden Abgang verleiht."

Da ist es kein Wunder, dass der Goldthorpe Whisky aus Waterford dem elsässischen Whisky-Begutachter Serge Valentin schmeckte. Er bewertete dabei nicht den Terroir-Gedanken von Mark Reynier, sondern vielmehr das aromatische Endresultat des Goldthorpe Whiskys.

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