top of page
AutorenbildErnie - Ernst Scheiner

Speyside Distillery. The People behind the Label



Neustart mit Investoren aus Taiwan

Story. Hintergrund. Fakten.


Stand der Recherche 2022


Apologies WIX Software does not support

automatic translation


Hinter den ausgedehnten Insh-Marshes von Kingussie finden Besucher eine Perle: Versteckt hinter Bäumen liegt im Osten des River Spey die schmucke und bescheidene Speyside Distillery.


Der verschlungene Weg auf einer Single Track Road zur verborgen liegenden Brennerei unterhalb des versteckt auf dem Hügel in einem Wald liegenden Weilers von Drumguish führt an den berüchtigten Ruinen der Ruthven Baracks vorüber. Die militärische Festung der in den Highlands gehassten Red Coats thront drohend über der Spey-Ebene. Auf dem monolithischen Hügel erhob sich zuvor die Burg des grausamen und selbstherrlichen Wolf of Badenoch, der im Zorn 1390 die erhabene, gotisch dekorierte Kathedrale von Elgin brandschatzte und zerstörte. Bis heute ist die Ruine ein Denkmal des ungezügelten Zornes eines Highland Chiefs.



Die neuen Eigentümer

Nach vielen Managementwechseln und einigen Besitzerwechseln kam es 2012 wieder einmal zum Verkauf von Teilen der Speyside Distillery Company heutigen Betreiber.


Die rechtliche Situation war mehr als verworren. Der frühere Distillery Manager Andrew Shand berichtet:

„Als George starb (2011) hatte … [die Speyside Distillery] … die erste Kaufoption, was eigentlich ein Kinderspiel war.
Unglücklicherweise entschied einer der Eigentümer, Rolf Andersen, dass er ein besseres Geschäft als den geforderten Preis von 800 000 Pfund bekommen würde, indem er den Kauf ablehnte und das Gelände auf den freien Markt brachte.
Das war außerordentlich dumm, denn ich hatte einen Deal ausgearbeitet, um die umliegenden Felder für die Firma zu einem sehr guten Preis zu kaufen, aber das war davon abhängig, dass die Firma auch die Speyside Destillationsanlagen kauft.“

Die Fassdeckelbeschriftung deutet in die Genealogie der Spey Whiskies hin.




Andrew Shand führt erläutert das Geschäft, denn schließlich erwarb ein Robert Speirs, ein Bekannter Ricky Christie,


„…für 750 000 Pfund Grundstück und Gebäude.
Dieser bot es wiederum der Speyside Distillery Company für eine Million Pfund an.
Wieder lehnten sie (die neuen Betreiber) ab …Später… erhöhte Speirs die Miete auf 33 000 Pfund pro Jahr, wieder war es ein Zehnjahresvertrag.
Er muss im Jahr 2020 auf eine fünfjährige Laufzeit erneuert worden sein.“

2012 sind es die Vertriebspartner (von Vedan) aus Taiwan Yung Sheng Chang und Yu Hung Ho sowie der in England groß gewordene John McDonough von Harvey’s of Edinburgh. Alle übernahmen sie am 19. September 2012 als Direktoren die Speyside Distillery Company Ltd.


Es war eine seltsame Übernahme, zwar nach wie vor ohne Grund und Gebäude, aber mit den vorhandenen Produktionsanlagen.


Erstaunlich Yu Hung Ho wird seit der Neugründung des Großhändlers Harvie‘s of Edinburgh (ab 6. Mai 2010 mit neuer Schreibweise Harvey’s) am 23. Mai 2002 neben McDonough gleichfalls als verantwortlicher Direktor in das Unternehmensregister eingetragen. Damit dokumentiert sich das finanzstarke Engagement der taiwanesischen Shareholder nicht nur in der Speyside Destillerie, sondern ebenso bei der scheinbar ‚alteingessenen‘ Whisky Dynastie Harvey‘s.


Mütterlicherseits verweist zumindest der Name Harvey auf eine lange Tradition in der schottischen Whisky Geschichte. John McDonough repräsentiere demnach die elfte Generation einer Harvey-Destillerie-Dynastie. In seiner Vita führt er aus, dass sein Vorfahre John Harvey 1770 in Glasgow die Malt and Grain Destillery Yoker (geschlossen 1927-28) sowie die Dundashill Distillery (geschlossen 1902) gründete. Laut den Beschreibungen des Whisky Chronicler Alfred Barnard war es die erste in Glasgow lizensierte Brennerei. Harveys Enkel Thomas Harvie (man achte daher auf die Schreibweise wie bei Firmenneugründung Harvie’s of Edinburgh durch John McDonough im Jahr 2012) wird von 1822 bis 1825 und von 1837 bis 1841 als Lizenznehmer der Dundashill Malt Distillery (nicht zu verwechseln mit der 1813 gegründeten Port Dundas Distillery) in verschiedenen Quellen genannt.


Folgende Begebenheit wird gerne erzählt. Die Distiller John und Robert Harvey sollen am 2. Januar 1815 anlässlich der Hochzeit ihres Freundes, des englischen Romantikers Lord Byron ein Fass Harvie’s Spey Whisky überreicht haben, schreibt John McDonough. Bis ins Jahr 1902 gab es tatsächlich die John & Robert Harvey Company Ltd. in Glasgow. Sie vermarktete weltweit einen Harvey’s Special Blended Whisky und einen Harvey’s De Luxe Gold Label Whisky. John und Robert Harvey zählten zu den ältesten im schottischen Whisky-Handel unabhängig tätigen Großhändlern. Auf den Etiketten des bis Mitte der 1950er Jahre produzierten Scotch führten sie als ehemalige Betreiber der Dundashill Distillery das Gründungsjahr 1770 an. Dieses Jahr erscheint ebenfalls auf den Labels der Speyside Single Malts und auf den an der Speyside Distillery zu sehenden Schaufässern.


Die Ex-Bourbon Barrels liegen im Hof der Brennerei


Auf der Hebrideninsel Islay schuf Robert Harvey außerdem 1881 die Brennerei Bruichladdich, die bis heute Bestand hat. Ein direkter Vorfahre aus dem weit verzweigten Harvey Clan, Alec Harvie, so erzählt John McDonough, habe 1887 aus dessen Speyside-Fass-Sammlung Whiskys als Geschenke für Familie und Freunde in limitierten Flaschen gefüllt. John führte weiter aus, dass sein Großvater Alec Harvie (alias Harvey) einst in einem Keller des 1922 aufgelassenen georgianischen Landsitz Seaham Hall ein heimliches Blending, Bottling und Distribution Centre in East Durham betrieben habe. Während der Prohibition soll Alec von dort aus unter dem Label Spey schottischen Whisky auf Schleichwegen über Kanada in die USA exportiert haben. Es war wiederum zufällig von jenem Ort, wo der beschenkte Lord Byron einst Lady Anne Isabella Milbanke heiratete und mit ihr zum Bund der Ehe möglicherweise ein wee tipple Spey Whisky aus dem Hochzeitsfass trank. Heute befindet sich in Seaham Hall ein fünf Sterne Luxushotel und Wellness Spa.




Das Gesicht der Speyside Distillery wird von John McDonough präsentiert. Die Taiwanesischen Gesellschafter und Direktoren bleiben hingegen Hintergrund. McDonough, der im nordenglischen Sunderland aufwuchs und in Durham und London studierte, trat erst nach Jahren beruflicher Verantwortung im Lebensmittelhandel in die Fußstapfen seines Opas. Beim Konzern Grand Metropolitan – International Distillers and Vinters (Vorgänger von Diageo) war er als Sales Manager für Spirituosen wie Smirnoff Wodka und Gilbeys Gin in einigen europäischen Ländern, aber auch im Mittleren Osten und in Asien tätig. Nach eigenen Angaben lebte er mehr als zwanzig Jahre in Asien. Er schätze und liebte insbesondere die seine Tätigkeit in Taiwan (ab 1993).


In der prosperierenden Wirtschaft erkannte der Marketing Manager die Potentiale für den Import von hochwertigem Scotch Whisky. Zusammen mit dem taiwanesischen Vertriebler Yu Hung Ho entwickelte er ein Geschäftsmodell, das sich erfolgreich bis heute etablierte. McDonough suchte nach Partnern in der Speyside und fand in der Whisky-Region drei Brennereien, die ihm langfristig gereifte Single Malts im Alter von zehn bis 35 Jahre verkauften. Abgefüllt wurden sie anfangs nicht in Schottland, sondern von einem ehemaligen Schulfreund, Tony Cleary, in dessen Lanchester Wine Cellars im County Durham in Nordengland. Ausführlich ist dies auf den Labels der ersten 50 cl Flaschen Spey zu lesen. Eine andere limitierte Serie unter dem Label First Cask erlaubte den Käufern die Verkostung von Glenlivet Destillaten aus dem Jahre 1974 oder jene von Macduff in Banff aus dem Jahre 1972.


Nach eigenen Aussagen exportierte McDonough seit 2001 mit dem von ihm wiederbelebten Label Spey mehr als eine Million Flaschen Whisky nach Taiwan. Der erste mediale Auftritt der Marke war spektakulär. Für läppische 60 000 U.S. Dollar verkaufte der Werbeprofi an wohlhabende Taiwanesen jeweils ein Fass gefüllt mit einem Spey-Whisky inklusive einem First Class Flug nach Schottland. Weniger Reiche jagten nach den limitierten Auflagen von 30-jährigen Spey-Whiskys in luxuriösen Verpackungen. Ein limitierter 21 Jahre alter Spey Single Malt aus der Alec Harvie’s Private Collection, verpackt in einer repräsentativen blauen Schatulle, abgefüllt in einer dunklen Dumpy Bottle und unterschrieben von John McDonough zählte 2010 zu den gesuchten Preziosen in Taiwan. Welche Brennerei den Malt destillierte, das erfuhren die Kunden jedoch nicht. Dafür erhielten sie ein in historisierender Schrift verfasstes Certificate. Geschickt werden asiatischen Lesern neben dem Whisky emphatisch aufbereitete Emotionen mit einer schottischen Historie und Mystik geliefert. Siehe hierzu weitere Informationen in Whiskybase .


Die Speyside Distillery konnte zu dieser Zeit keine 30-jährigen Malt bereitstellen, denn ihr erster Spirit sprudelte im Dezember 1990 durch den Spirit Safe. Es wird allerdings vermutet, dass McDonough in der Mehrzahl die jüngeren Single Malts von der Speyside Distillery bezog. Daher ist es kein Wunder, dass er und seine taiwanesischen Partner zur Sicherung ihrer Hauptquelle 2012 nicht nur die Brennstätte, sondern auch den gesamten in Rutherglen lagernden Speyside-Fassbestand übernahmen. Die Großabnehmer festigten somit die Marktstellung in Taiwan. Zukünftig konnten sie ältere Jahrgänge als originäre Spey(-side) Single Malts vertreiben. Der Verkaufspreis wurde nicht öffentlich. Die taiwanesischen Direktoren wirken im Hintergrund, während der nominelle CEO John McDonough und Mitglieder seiner Familie als die Vertreter der Speyside Distillery prominent als das Spey-Gesicht in der Öffentlichkeit stehen. Als „fünfte Generation“ verstärken sie nicht nur in Taiwan werbewirksam eine verkaufsfördernde ‚schottische‘ Whisky Making Tradition und beziehen sich gerne auf das enigmatische Jahr 1770.


Die Anfänge im Tasting Lounge der Speyside Distillery

Auf der taiwanesischen Spey-Webseite ist zu lesen:

"Mit zwei Jahrhunderten lang bestehenden Verbindungen zum britischen Königshaus ist SPEY nun der einzige Single Malt Whisky, der in allen sechs königlichen Palästen von Großbritanniens verkauft wird.“

Die 40 % vol Single Malt Sonderedition Spey from Alec Harvey Royal Choice - alte Präsentation - wurde von der gemeinnützigen Einrichtung Historic Royal Palaces in den Gift Shops - Tower, Hampton Court, Banqueting House, Kensington, Kew, Hillsborough Castle - für 150 Pfund angeboten. Ein Royal Warrant als Hoflieferant gibt es hingegen nicht. Auch in Taiwan bleiben die Mehrheitseigner im nicht-öffentlichen Hintergrund, denn auf der Pazifikinsel wird der Spey Whisky aktuell von wohlklingenden Namen Harvey’s of Edinburgh - HOE - angeboten.


Der aktuelle Spey Single Malt mit Angabe der Speyside Distillery wird von Historic Royal Palaces wie folgt umschriebnen:


"Everything about Spey Royal Choice resonates quality. Made from the finest locally-sourced ingredients, using traditional, handcrafted distilling methods, Spey Royal Choice is aged in sherry casks from Spain, giving it a smooth, silky flavour with lingering notes that remind you of biting into butterscotch candy. In celebration of his own wedding on the 2nd January 1815, and in the knowledge of his royal friend's preference, the poet Lord Byron sent a bottle of Spey Single Malt Whisky to His Majesty King George III at Kew Palace."

Eine um ein Vielfaches teuere aktuelle Abfüllung Spey Royal Choice Variante mit einer Herkunftsangabe Speyside Distillery. Der 46 % vol Single Malt ohne Altersangabe aber mit Flaschennummerierung präsentiert sich ein einer hölzernen Schmuckschatulle mit eine Schriftrolle und dem Wappen der Historic Royal Palaces:


"Dieses Zertifikat bestätigt die royale Geschichte des SPEY Single Malt Whisky. Zur Feier seiner eigenen Hochzeit mit der Tochter des Herren von Seaham Hall, Lady Annabelle Milbanke, im Januar 1815 und im Wissen um die Vorlieben seiner royalen Freunde sandte der englische Poet Lord Byron ein Fass SPEY Single Malt Whisky seiner Majestät König Goerge III nach Kew Palace."


Ein Spey Royal Blended Scotch Whisky mit und ohne Altersangaben wurde von der in London 1857 gegründeten Spirituosenfirma W & A Gilbey weltweit mit der geschützten Marke vertrieben und bezog sich auf die in Rothes am River Spey heute noch produzierende Glen Spey Distillery deren alleiniger Besitzer Gilbey von 1887 bis 1962 (Übergang zu United Wine Traders und UDV) war. Die Blender leiteten den Namen vom Fluß Spey ab.


Siehe ebenfalls den ausführlichen Artikel Speyside.The Making of Whisky


 

Zum Autor

Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen

wie Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.

0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comentários


bottom of page