Rumult. Bavarian Single Agricole Rum
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Im Schlierachtal im oberbayerischen Kohlerevier wurden bis 1960 rund 25 Millionen Tonnen Pechkohle mühevoll unter Tage abgebaut. Im Schatten der Fördertürme destillieren Brennmeister der Destillerie Lantenhammer in dritter Generation
„hochwertige und kostbare Destillate“.
In Hausham gründeten Amalie und Josef Lantenhammer 1928 eine Weinhandlung und Manufaktur für Limonaden. Es folgte eine Enzian-Hausbrennerei. Während der Währungsreform 1948 schuf Brennmeister Josef Lantenhammer die neuen Fundamente für die gleichnamige Destillerie, die siebzig Jahre später zu den größten Arbeitgebern der Gemeinde und der Region zählt.
Ein Meilenstein des wirtschaftlichen Erfolgs ist der 2014 am Josef Lantenhammer Platz 1 neu erbaute großzügige Destillerie- und Verwaltungskomplex. Fruchtdestillate sind heute das Herzstück der Produktion. Sechshundert Tonnen Obst verwandeln sich jährlich in Edelbrände. Diese werden deutschlandweit und international von Gastronomie, Fachhandel sowie Gourmets geschätzt.
Worin wird destilliert?
Mit acht indirekt beheizten Arnold-Holstein Brennblasen kreieren geprüfte Destillateure überwiegend aromaintensive Edelbrände aus Früchten, die in Wettbewerben Medaillen scheffeln. Für qualitätsbewusste Puristen füllen sie sogar nicht-filtrierte Destillate ohne jegliche künstlichen Zusätze ab.
Die Brennapparaturen bei Lantenhammer
Fast ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Brennereiszene ist die Reifung der Brände „...bis zu drei Jahre und länger...“ in sehr seltenen atmungsaktiven aus ganz Europa zusammen getragenen riesigen Steingutbehältern. Sie geben im Gegensatz zu Holzfässern keinerlei Aromen oder Geschmack an das Destillat ab. Sauerstoff diffundiert durch dicke atmungsaktive Keramikwände und nimmt allmählich den „fruchtintensiven“ Edelbränden ihre Schärfe. In günstigeren Stahlbehältern ließe sich diese nur zu einem geringen Teil abbauen, die Reifung dauert darin letztlich auch etwas länger.
Das klassische Lantenhammer-Portfolio der Obstbrände ergänzen inzwischen trendige Spirituosen wie BAVARKA Vodka, BAVARKA Gin (2012), GinChilla, Variationen des JOSEF Gin (2018), die Slyrs Whiskys (2002) und neuerdings der RUMULT Rum (2016).
Kreativität ist notwendig
Der Ideenreichtum und die Innovationsfreude von Destillateurmeister Tobias Maier – mittlerweile auch Geschäftsführer (seit 2018), Vertriebsleiter, Gesellschafter der Lantenhammer Destillerie - überraschen immer wieder mit neuen Ansätzen der Brennkunst.
„Unsere oberste Priorität haben Edelbrände, dafür müssen wir natürlich die hochwertigsten Früchte Europas aufkaufen.“ Der gute Ruf der Brennerei und ihre Qualitätsmaßstäbe verpflichten. Maiers akribische Auswahl der Grundstoffe sowie die Feinheiten des Brennverfahrens dokumentieren den hohen Anspruch.
Es ist die Philosphie seines profunden Lehrmeisters und Mentors Florian Stetter, die nachwirkt. Stets möchte er Kenner mit der Qualität seiner Brände überzeugen. Ihre Wertschätzung ist ihm ein ständiger Ansporn: „Mein Brand soll ihnen schmecken.“ Auf den bisherigen Erfolgen ausruhen, zählt für den dynamischen Oberbayern nicht. Unentwegt arbeitet er an der Konzeption neuer Produkte und verfolgt zielstrebig deren Umsetzung. Seine Experimentierfreude mündet in angesagte Spirituosen und letztlich geschäftlichen Erfolg. Zu Beginn der Lehre 1997 beschäftigte Lantenhammer nur vier Personen. 2018 sind es über 80. Maier ist auf das Erreichte stolz.
„Es ist irgendwie mein eigenes Lebenswerk,“
resümiert der Betriebswirt.
Saft statt Melasse, wozu?
Der erste oberbayerische Rum kam im September 2016 in einer limitierten Auflage von 3218 Flaschen in den Handel. Die neu entworfene eigenständige Flaschenform und die aufwändige Aufmachung orientieren sich an den für dieses Getränk internationalen Standards.
„Rum faszinierte mich persönlich schon lange, diesen wollte ich immer einmal selbst machen,“ gesteht Tobias Maier, „es war allerdings ein schwieriger Weg bis zum überzeugenden Destillat.“ Vor sechs Jahren experimentierte er erstmals mit den verschiedensten Rohstoffen. Der erste Gedanke war, einen eigenen Rum aus der in Bayern in großen Mengen angebauten Zuckerrübe zu schaffen. „Leider ist das gesetzlich nicht erlaubt,“ bedauert Maier, “...so haben wir doch wieder einen Zuckerrohrsaft suchen müssen...Die Verarbeitung des Rohstoffs aus Zuckerrohr nach unseren traditionellen Herstellungsmethoden unter Einhaltung hoher Qualitätsprinzipien war eine große Herausforderung...das ist nochmal etwas Besonderes auf dem Rum-Markt, denn weltweit werden nur 3 % des Rums aus Zuckerrohrsaft gemacht.“
Ein Zukauf von Destillaten aus der Karibik und deren anschließende Veredelung in Hausham wurden ausgeschlossen. „Ein Rum blended in Bavaria oder blended in Germany kam für uns nicht infrage...Rum kaufen und nochmal in Fässern lagern, das ist keine Kunst.“ Das Destillat sollte in den eigenen Brennblasen schonend aus dem im Hause vergorenen Zuckerrohr doppelt gebrannt werden. Für den versierten Brennmeister waren die Verfahren ein Novum.
„Entsprechend der Lantenhammer-Philosophie sollte es ein Rum werden, der aus dem frisch gepressten Saft des Zuckerrohrs hervorgeht.“
Rhum Agricole, was ist das?
Melasse-Nebenprodukte, wie sie bei der Zuckerherstellung anfallen, wollte Maier nicht verarbeiten. Ihm war klar, das der frischer Zuckerrohrsaft ein sehr viel breiteres fruchtigeres und kräuterartiges Aromaspektrum aufweist als die vorherrschenden Melasse-Qualitäten, die mehr oder weniger kräftig Aromastoffe des Zuckerrohrs konzentrieren und dabei den fermentierbaren Zuckergehalt sehr stark schwanken lassen.
Auch die international bei Großproduzenten vorherrschenden kostengünstigen Methoden einer kontinuierlichen Destillation - Single-Column-Tray-Distillation (z.B. Verstärkerkolonnen mit 18, 52 oder 62 Platten), Column Still with Analyser, Multi-Column-Stills-System - auf Melasse-Basis interessierten ihn nicht. Neben der Verwendung von natürlichem Zuckerrohrsafts reizten ihn vielmehr die in der Rum-Industrie eher seltenen handwerklichen Verfahren der Pot-Still-Distillation im kleinen Maßstab wie sie teilweise Brennmeister in Jamaica, Guyana, Trinidad und Saint Lucia umsetzen. Deren Pot-Still-Rums neigen dazu, reichere Aromen und etwas mehr Charakter zu zeigen.
Einfache Säulenaparate, wie sie auf den französischen Antillen oder manchmal auf einigen spanisch-karibischen Inseln verwendet werden, münden bekanntlich in ein leichteres Destillat. Für die deutsche Rum-Expertin und internationale Jurorin Kristina Wolf, bekannt als „the N.O.S.E.“, ist ein L'île Maurice Rhum agricole, „...leichter, fruchtiger und differenzierter als Melasse-Rum. Sie schmecken frischer und grasiger.“
Die Herstellung eines Rum-Brands in Brennblasen ohne Verstärker entspricht damit eher dem Lantenhammer-Ethos.
Die Methoden der traditionellen Herstellung eines sogenannten Rhum Agricole - agricultural Rum - aus Zuckerrohrsaft und die sich daraus ergebenden vielschichtigen Aromen wollte er ins Schlierachtal übertragen. Hier ergab sich allerdings ein Problem. Wegen der sofort einsetzenden Gärung muss frisch gepresster Zuckerrohrsaft sehr zügig innerhalb von einer bis vier Stunden am Ort des Ernteschnitts weiterverarbeitet werden, um so die Aromen vollständig zu erhalten. Geschnittenes Zuckerrohr beginnt sofort wegen der natürlichen Hefen in der Luft zu fermentieren. Je früher die Vergärung des Saftes unter der Zugabe von Hefe in Bottichen beginnt, desto besser, sagen die Brennmeister. Eine praktikable Lösung musste gefunden werden.
Mauritius begegnet Bayern
Eine grundsätzliche Schwierigkeit bestand in der Beschaffung des flüssigen Grundstoffs. Der Zufall wollte es, dass Tobias Maier während einer Messe einen Lieferanten traf, der Lantenhammer zukünftig mit dem mineralreichen Saft aus Saccarum officinarum (Zuckerrohr) versorgen konnte. Diesen importiert er aus Mauritius. Dort wurde mit dem Sugar Efficiency Act 2001 allmählich das Verbot aus frischem Zuckerrohrsaft Spirituosen herzustellen aufgehoben.
In der Folge entstand auf der von den französischen Kolonisatoren beschriebenen Isle de France im Indischen Ozean in wenigen Brennereien eine kleine Produktion des Rhum agricole im French Style. Die seit 1819 existierende Rhumerie Saint Aubin war 2003 die erste, die einen Rhum Agricole aus pure suguar cane juice - regional fangourine genannt - nach eigenen Angaben in Alambiques legal brannte. 2004 folgten New Grove, 2006 Rhumerie Chamarel und 2008die Rhumerie des Mascareignes (2014 umbenannt in Destillerie Labourdonnais). Mittlerweile sind auf Mauritius in der Brennapparatetechnik Säulenanlagen mit Destillierböden bzw. Glockenböden in aufgesetzten oder alleinstehenden Kolonnen neben Alambiques durchaus in Betrieb.
So destilliert die Rhumerie Chamarel nach eigenen Aussagen einenrhum agricole aus vergorenen Zuckerrohrsaft in zwei Systemen. Der Spirit für einen Dark Rum wird nach der Cognac-Methode in jeweils zwei 2000 Liter großen Pot Stills - Alambiques - zweifach gebrannt, wobei nach der Trennung Teile des Vorlaufs und Nachlaufs erneut zusammen mit dem Rauhbrand oder der Wash den zweiten Brand durchlaufen. Den etwas leichteren Stoff für einen White Rum fraktionieren die Destillateure in einem Durchgang in einer kupfernen Column Still mit 18 Glockenböden, die nach einem Patent von Emile Augustin Barbet (1922) gefertigt wurden.
Wozu rotes und gelbes Zuckerrohr ?
Die mineralische Bodenbeschaffenheit und das subtropische Klima der Insel - hohe Luftfeuchtigkeit - ermöglichen auf rund 72 000 ha das Wachstum von zwölf verschiedenen Zuckerrohrsorten. Allerdings verwenden die Destillateure nur die gelb- und rotfarbigen Stengel für die Rum-Herstellung. Geschmacklich sollen sie sich nicht wesentlich unterscheiden, lediglich beim Burgunder-roten Zuckerrohr sei der Saftertrag höher. Im Verbund mit klassischen Verarbeitungsmethoden entstehen außergewöhnliche Rumsorten, die wegen ihrer milden, weichen Qualität, intensiven Aromen von Früchten, Vanille, Zimt sowie ihrem leicht-würzigen Geschmack durchaus mit den populären Konkurrenten aus der Karibik wetteifern können.
Ein potenzieller Lieferant war gefunden, aber es blieb die Frage wie der lange Transport des frisch gepressten Zuckerrohrsafts - Pure Jus de Canne á Sucre - nach Bayern bewerkstelligt werden kann, wenn dessen Fermentation bereits mit dem Ernteschnitt einsetzt. Glücklicherweise praktizierte man auf Mauritius bereits ein Verfahren zur Herstellung eines Zuckerrohrsaftkonzentrats.
Damit die aktiven Mikroorganismen sich nicht entfalten und so eine spontane Gärung auslösen wird dem frischgepressten Saft unter Hitze etwas Wasser entzogen. Beabsichtigter Nebeneffekt: Durch das Erhitzen sterben die Hefepilze ab, das entstehende Konzentrat wird ohne jegliche Konservierungsstoffe haltbar sowie transportfähig. Schiff und LKW verbinden den Indischen Ozean mit dem bayerischen Voralpenland. In IBC-Containern erreicht die konzentrierte Zuckerrohrflüssigkeit - aus EU-rechtlicher Sicht ein Saft - die Brennerei in Hausham.
Dort wird das Saftkonzentrat mit einem von Lantenhammer aufbereiteten Wasser der örtlichen Bannholzquelle verdünnt. „Die ersten Versuche mit marktüblichen Hefen verliefen enttäuschend, die Destillationsmenge stand in keinem guten Verhältnis zum Kostenaufwand,“ verrät Tobias Maier,
„wir sind die ersten zwei, drei Jahre kräftig auf die Nase gefallen, weil der Zucker anders zu verarbeiten ist, als bei den Obstbränden, man hat die Vergärung nicht gleich in den Griff bekommen.
Wir haben aus 1000 Liter Zuckerrohrsaft 20 bis 30 Liter Alkohol heraus bekommen...das wird aber ein teures Destillat, wenn man das umrechnet, dachten wir uns.“
Mittlerweile sind die Gärverfahren im Dialog mit Experten der Hefehersteller optimiert. „Die Hefe hatte sich eigentlich selber vergiftet, für sie war es zu viel Zucker, den sie zu verarbeiten hatte. Es fehlten ihr die Nährstoffe, die Mineralien...über Versuche stellten wir die Nährstoffversorgung sicher. Wir suchten die richtige Hefe. Jetzt verwenden wir Burgunderhefe.“
Eine gezielte Aufbereitung des dehydrierten Zuckerrohrsaftes wurde notwendig. Die Vergärung erfolgt sauerstoffarm und temperaturkontrolliert bei Temperaturen zwischen 18 bis 20 °C, so wie dies bei Lantenhammer bei den Obstbränden üblich ist, in einem komplett geschlossenen System. Eine natürlich entstehende Kohlendioxyd-Schicht schafft eine von Bakterien freie Zone. „Der Gärprozess dauert drei bis vier Wochen. Die Alkoholkonzentration der Wash liegt zwischen 9 und 10 % Vol. Sie kann aber auch höhere Werte erreichen,“ so Maier.
„Wir arbeiten etwas anders als in den karibischen Ländern, wo sie offen Vergären, dies führt zu vielen esterigen Noten, buttrigen Säuren, eine Wildvergärung ist bei uns nicht üblich.“
Auf Martinique dauert die aerobe Vergärung der Melasse oft nur zwischen 36 und 72 Stunden und generiert eine Alkoholkonzentration von 6 bis 7 % Vol., manchmal bis 8 % Vol. und mehr. Die offene Vergärung der ersten Pressung eines Zuckerrohrsaftes hingegen verläuft anderorts oft zwischen zwei und zehn Tagen. Je nach Destillerie werden verschiedene Hefestämme eingesetzt: Wild-, Bier-, Champagner-, Wein- oder eigene Spezialhefen. Je kürzer die Vergärung, desto leichter erscheint das Destillat, das lehrt die Erfahrung, je länger desto aromareicher entfaltet sich ein Rum im Fass.
Wie geschieht die Destillation?
Die „Wash“ wird bei Lantenhammer in den kleineren alten wie auch in den neuen etwas größeren Brennblasen von Arnold Holstein klassisch in einem reinen Pot-Still-Verfahren ohne Verstärker oder Dephlegmator doppelt destilliert. Es sind die gleichen Brennblasen, die ihre Obstbrände fraktionieren. Der Rohbrand dauert zwischen fünf und sechs Stunden, der Abtrieb erreicht durchschnittlich eine Konzentration von 40 bis 42 % Vol.
Der sich anschließende Feinbrand erfolgt sehr langsam und schonend zwischen acht und neun Stunden. Die Destillateure trennen Vorlauf und Nachlauf ab und führen diese nicht wieder in den nächsten Brennvorgang zurück.
„Wir gehen von Haus aus auf Langsamkeit, der Durchfluss ist noch nicht einmal Fingerdick. Wir brennen genauso wie beim Obstbrand extrem langsam...
Wir verwenden nur den Mittelauf. Wir haben uns dazu überwinden müssen etwas mehr Vorlauf, viel mehr Nachlauf zu fahren, was beim Obstbrand schlecht, aber beim Rum-Brand wieder gut ist.“
Eine Redistillation, wie beim schottischem Whisky, wurde von Maier in Testreihen ausprobiert. Das Ergebnis war jedoch enttäuschend: „Wir erhielten nicht mehr den Geschmack und die Aromatik, die wir wollten.“ Über die Trennpunkte und die durchschnittliche Alkoholkonzentration des Mittellaufs schweigt der bayerische Brennmeister. Eine gewisse Süße und die Fruchtigkeit von hellen Früchten wie Birnen und Aprikosen faszinieren ihn. Estrige und butterige Noten mag er im Rum-Brand hingegen nicht.
„Im Destillat entdecken wir Ananas, Birne, Pfirsich und eine Rum-Note, die bei Kollegen Assoziationen von Käse wie Parmesan hervorriefen.“
Bei Lantenhammer gehen sie einen besonderen Weg, „denn wir verbiegen uns nicht für den Verbraucher, nur weil er das von Jamaika so kennt. Wir gehen unseren eigenen Weg...somit haben wir nicht so dreckig gebrannt...wir sind unserem Weg treu geblieben, in unseren Augen ist das unser eigener Style,“ betont der Brennmeister selbstbewusst. „Wenn der Verbraucher an deutschen Rum denkt, muss er eigentlich in Zukunft an Rumult denken. So muss deutscher Rum schmecken...im Endeffekt ist es der gleiche Weg wie mit Slyrs. Wir wollen die Nummer eins in Deutschland werden.“
Wie schmeckt ein Rumult?
Rumult, Batch II, 2018, limitiert 5490 Flaschen, 43 % Vol. Die Aromen und der Geschmack eines Rum-Destillats wandeln sich auf magische Weise im Eichholzfass. Gefühlte 60 bis 80 % des Aromaprofils entstehen während der Reifung. Viele Faktoren beeinflussen den Charakter: Reifezeit, Lagerort, Klima, Holzart, Größe, Verarbeitung, Vorbelegung(-en), Füllmenge und Füllstärke.
Für eine nicht bekannte Dauer, vermutlich zwei bis drei Jahre, reifte das auf 55 % Vol. reduzierte Rumult-Destillat in unterschiedlichen Fasskulturen. Während der Lagerung erhält das kristallklare Destillat darin nicht nur seine Farbe, sondern auf magische Weise weitere Aromen. Der jährliche Schwund liegt je nach Fasstyp und Herkunft des Eichenholzes bei in im Schlierachtal zwischen 4 bis 6 % der Füllmenge. Für den Ausbau der Aromen und den Geschmack werden von Maier geschickt vorrausschauend eingesetzt:
- 200 Liter große aus amerikanischem Eichenholz aufgebaute und gecharrte first-fill Bourbon-Barrels von Jack Daniel’s,
- 300 Liter große aus französischer Eiche gebundene und getoastete mit Cognac vorbelegte alte Fässer,
- ehemalige alte portugiesische Madeira-Fässer aus amerikanischer Eiche sowie
- verkleinerte Sherry-Fässer, die aus Dauben von sehr alten 500 Liter großen Oloroso-Sherry-Butts in der Küferei Eder neu aufgebaut wurden. Letztere weisen Spuren von Schwefel auf, daher erfolgt für den Verbraucher eine Angabe auf dem Etikett: „Enthält Sulfite.“
Fasskulturen prägen den Tumult
Über die jeweilige Mischungsrezeptur gibt Maier keine Auskunft, erklärt aber:
„Unserem Rumult werden am Ende 13 g Zucker pro Liter zugegeben. Der Zucker ist Invertzuckersirup. Während des Vattings wird gar nichts hinzugegeben.
Nach der Lagerung von zwei bis drei Jahren werden die verschiedenen Fasschargen gemischt, bei Zimmertemperatur grob filtriert und erst dann der Zucker hinzugegeben. Andere Stoffe werden nicht hinzugefügt. Die Zuckerung wird immer mehr zurückgefahren je älter der Rum wird.“
Der Rumult wird nicht mit Zuckerkulör E 150a gefärbt wie das international sehr häufig üblich ist.
Eine Nachzuckerung oder Dosage ist bei vielen internationalen Premium-Rum-Produkten durchaus die Regel. Der populäre guamaltekische Ron Zacapa Gran Reserva wies 41 g Zucker, ein namhafter Plantation 20th Anniversary Extra Old Rum aus Barbados 29 Gramm pro Liter auf, andere wie der Bestseller Appelton Estate Extra 12 Year Old aus Jamaika beschränkte sich auf weniger als drei Gramm Zucker pro Liter (Quelle: System Bolaget 2014).
So viel Süße kommt weder aus der Brennblase und noch aus dem Fass.
Den Lagerraum teilen sich Fässer aus verschiedenen Holzarten
mit einzigartigen unterschiedlich großen Steingutbehältern.
Bei Spirituosen “landwirtschaftlichen Ursprungs“ wird das Verfahren zur Geschmacksabrundung mit Zucker nach EU-Richtlinie 110/2008 zwar allgemein gestattet (s.53f), jedoch in der Folge wird dies bei Rum untersagt: „Rum darf nur zugesetzte Zuckerkulör zur Anpassung der Farbe enthalten...und darf nicht gesüßt sein.“ (Anhang II).
Rechtsanwalt Martin Kieffer, ehemaliger Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Spirituosenindustrie, führte im Gutachten vom Februar 2008 aus: „Brände (Rum, Obstbrände, etc.) unterliegen einem ausdrücklichen Aromatisierungsverbot. Sie dürfen nur zur Geschmacksabrundung gesüßt werden. Die zulässigen Höchstmengen sollen EU-weit festgelegt werden.“ (Gutachten, S. 8). Es sollte über zehn Jahre dauern bis diese Methode EU-weit eindeutig geregelt wird. Im Entwurf der neuen Spirituosenverordnung der EU vom 14.12.2018 im Annex II spezifiziert: „Rum may be sweetened in order to round off the final taste. However, the final product may not contain more than 20 g of sweetening products per litre, expressed as invert sugar.“ Die Verordnung trat 2019 in Kraft.
Fazit
Der Bavarian Rum Agricole Rumult ist kein Imitat eines karibischen Rums. Er ist ein eigenständiges Produkt mit einem spezifischen Aroma-Profil. Seine Stärken sind nicht überbordende Opulenz der Aromen und des Geschmacks, sondern deren gleichberechtigte zurückhaltende Harmonie in der Nase und auf der Zunge. Die Ausgewogenheit von Süße, Würze und pflanzlicher Mineralität begeistert. Der Rumult ist weich, samtig und trocken. Faszinierend ist der Kreislauf von süßem, fast sahnigem Karamell über helle und dunkle Früchte bis hin zu einer sehr dezenten pfeffrigen Note. Dieser Rum riecht gut und schmeckt gut. Er ist ein Begleiter sowohl für den sommerlichen Balkon als auch die winterlichen Abende vor dem heimischen Kamin.
Tobias Maier:
„Im internationalen Vergleich ist der Rumult nicht so intensiv butterig, so verestrigt, so schwer ist.
Mein Rum ist eher der
leichte fruchtige Rum, den man am Abend nach dem Essen trinken kann. Es ist ein Rum für den alltäglichen Gebrauch.“
Fassreifung
Das Destillat verändert und erweitert sein Aroma-Profil auf magische Weise im Holzfass. Neben der Holzqualität und der Vorbelegung entscheiden maßgeblich die geographische Lage, das örtliche Klima, die Temperaturen und Luftfeuchtigkeit sowie Faktoren über den Geschmack eines Rums. Während in der Karibik der jährliche Angels’ Share zwischen 6 bis 12 % liegen kann, beträgt er in Hausham zwischen 4 und 6 %. „Wir legen die Fässer in den wärmeren Teil des Lagers, damit auch die Sonne auf die Fässer scheint und somit eine schnellere Reifung ermöglicht. Wir werden neue Lagerflächen schaffen und eine Zwischendecke einziehen, sodass unser Rumult direkt unter dem Dach bei wärmeren Temperaturen schneller reifen kann,“ erklärt Tobias Maier.
Pure Single Agricole Rum
„Die Verwendung des Begriffs Single Rum Agricole wurde rechtlich geprüft,“ beruhigt Maier. Die EU-Verordnung Nr.110/2008 schützt eine Verwendung nur bei Angabe der jeweiligen geografischen Herkunft - französische Übersee-Departements, Andalusien oder Madeira. Rum agricole ist demnach eine Spirituose, „die ausschließlich durch alkoholische Gärung und Destillation von Saft aus Zuckerrohr gewonnen wird und einen Gehalt an flüchtigen Bestandteilen von mindestens 225 g/hl r. A. aufweist.“
Das aktuelle RUMULT Portfolio
Die handgefertigten Rum Variationen von Lantenhammer haben sich seit der Rumult Agricole Variante von 2018 differenziert. Mittlerweile verarbeiten die Destillateure vorwiegend Zuckerohr-Melasse. Entstanden ist durch Tobias Mayers kluges und geschicktes Fasskulturen-Management eine beeindruckende Vielfalt von Rum-Aroma-Profilen.
RUMULT Bavarian Rum Mezcal Cask Selection, 43 % vol, gereift in zwei 225 Liter großen Mezcal Fässern einer Brennerei in Oaxaca, Mexiko, limitiert auf 847 Flaschen
RUMULT Bavarian Signature Cask Selection, 43 % vol, gereift in Bourbon-, Sherry-, Madeira- und Cognac-Fässern.
RUMULT Bavarian Rum Special Cask Selection Barbados, 45,3 % vol gereift in Tumult Signature Casks, Château d'Yquem Barriques (225 Liter) in denen Winzer einen Sauternes Süsswein ausbauten und in neuen nichtvorgelegten amerikanischen Eichenholzfässern (200 Liter). Es ist ein Verschnitt von Rum aus Barbados und Bayern.
"Die RUMULT Selection Barbados ist ein streng limitiertes Rum Unikat, das auf der Welt seines gleichen sucht! Ebenso einzigartig wie der Rum selbst sind auch die speziellen Fässer, in denen er gelagert wird und die Art der Destillation. Karibische Leidenschaft und bayerischer Pioniergeist sind in jedem Tropfen zu spüren," schreibt die Marketingabteilung. "Die neue RUMULT Special Cask Selection Barbados vereint bayrische Destillationskunst und Rumtradition aus Barbados auf einmalige Art und Weise. Hierfür wählt Tobias Maier mit besonderer Leidenschaft feinsten Rum aus Barbados aus, der in ehemaligen Fässern, wie französischen Château d’Yquem Sauternes-Fässern und neuen amerikanischen Eichenfässern, zur Perfektion reifte. Kombiniert mit original bayrischem Rum aus der RUMULT Signature Cask Selection entsteht ein einmaliger, streng limitierter Rumgenuss der Extraklasse.
Die Herstellung
"Maischung: Das Zuckerrohr wird mehrere Wochen lang schonend vergoren, um sein volles Aroma perfekt auszubilden.
Destillation: Im Pot Still Verfahren entsteht ein angenehm kräftiger Ton mit feiner Süße, der sich durch exotische Frucht- und feine Vanillenoten hervorhebt.
Reifung: Die Special Cask Selection Barbados entfaltet ihre feine Komplexität durch die Vielfalt der zur mehrjährigen Reifung verwendeten Fässer. Neben einer Auswahl an Fässern aus der Signature Cask Selection kommen zusätzlich französische Sauternes-Weinfässer und neue amerikanische Eichenfässer zum Einsatz."
RUMULT Bavarian Rum Special Cask Selection Cuba, 48 % vol, limitiert, gereift in Rumult-, Whisky- Fässern (Slyrs u.a.), Silvaner-Weinfässern und Sherry Casks. Hergestellt aus kubanischer Zuckerrohrmelasse.
RUMULT Blanco, 43 % vol
RUMULT Bavarian Liqueur, 32 % vol., fassgereifter Rum mit einem Touch Queen Victoria Ananas
Zum Autor
Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen
wie Das Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.
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