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AutorenbildErnie - Ernst Scheiner

Port Charlotte. The Making of Whisky

Aktualisiert: 13. Mai 2023


Bruichladdichs rauchige Variationen


Apologies WIX Software does not support

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Port Charlotte, das kleine schmucke weiße Dorf auf der Hebriden-Insel Islay beherbergte einmal mehrere Whiskybrennereien: Sgioba Mill, Octomore und Port Charlotte, alias Lochindaal oder Rhinns. Mit der Namensgebung ehrte Laird Walter Frederik Campbell of Shawfield einst seine Mutter. Wie es damals unter den feudalen Landbesitzern Schottlands Mode war, legte er den Ort 1828 zur Förderung von Handwerk und Fischerei der abgelegenen westschottischen Region an.


Der schottische Ingenieur und Architekt Thomas Telford hatte zuvor im Jahr 1813 mit einer befestigten Schotterstraße die Halbinsel The Rhinns of Islay erschlossen und die Townships Bowmore und Portnahaven miteinander verbunden. In den heute weiß getünchten, damals im schlichten grauen schottischen Rauhputz erscheinenden Reihenhäusern am Westufer von Loch Indaal wohnten Handwerker, Küfer, Mälzer, Brauer und Brenner der Distillery, die Walters Onkel Colin 1829 gründete. Fünf Tage mälzten die fleer matties die Gerste auf der Tenne.



Das grüne Malz trocknete im Kiln mit Torfrauch und -feuer. Nach der Gärung in acht Holzbottichen destillierten Stillmen das beer doppelt - letzteres ist nicht belegt - unter der Aufsicht eines Brewers in drei direkt befeuerten, klassischen Pot Stills. Aus ihnen sprudelten pro Jahr 127 068 Gallonen rauchiges Gerstendestillat, wie der Whisky Chronicler Alfred Barnard 1885/6 berichtete. Nach der Stilllegung 1929 nutzte die Islay Creamery Teile der Betriebsgebäude. Aus Islay-Kuhmilch stellte die Käserei bis zur Jahrtausendwende einen „wohlschmeckenden hellen Cheddar“ her, dem die Einheimischen aphrodisierende Wirkungen nachsagten.


The former production site of Port Charlotte Distillery. Site of Stillhouse and Dunnage Warehouses.


Wiedergeburt und Traum

Mit dem Erwerb der Namensrechte und einiger Gebäude schürten die neuen, visionären Betreiber der im Jahr 2000 wiedereröffneten Bruichladdich Distillery – Mark Reynier und Jim McEwan – gleichsam die Auferstehung der Port Charlotte Distillery. Medienwirksam erfolgte im März 2007 eine Grundsteinlegung. Brennblasen standen bereit. Distillery Manager Duncan McGillivray und sein Team hatten sie 2005 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion rechtzeitig vor dem Verschrotten gerettet.


Die von Blairs in Glasgow gefertigten Pot Stills kamen von/aus der 1985 stillgelegten Inverleven Distillery aus der „whisky capital of the world“ Dumbarton. Der kanadische Konzern Hiram Walker Gooderham & Worts Ltd installierte sie 1938 am River Leven neben mehreren amerikanischen Destillationskolonnen für Grain Spirit aus Mais. Im Dumbarton Grain Complex brannten stillmen fortan in indirekt mit Dampf beheizten Kupferkesseln einen Spirit aus gemälzter Gerste für den Ballantine‘s Blend. Gedengelt hatten die Wash Still - 25 000 l - und die Spirit Still - 20 000 l – amerikanische Kupferschmiede aus Cincinnati nach Pot-Still-Mustern der Speyside. Replikate aus der Kupferschmiede Blairs in Glasgow ersetzten sie 1972. Die experimentelle Lomond Still mit einer kurzen voluminösen Reflux Column kam in den 1950er Jahren (1956) hinzu. Seit 2008 aromatisiert sie als Ugly Betty bei Bruichladdich den Botanist Gin. Unterhalb der früheren Port Charlotte-Lagerhäuser sollten die beiden Brennblasen mit ihren markanten konischen Hälsen 1,2 Millionen Liter rauchigen Single Malt fraktionieren. Soweit die Vision. Stattdessen zierte die Rauhbrandblase für viele Jahre fotogen die Zufahrt zur Bruichladdich-Brennerei. Die ambitionierten Pläne der Whiskymacher erfüllten sich letztendlich nicht. Seit Dezember 2015 arbeiten die historischen Inverleven-Pot-Stills in einer von Mark Reynier erbauten Anlage im irischen Waterford.



Früher standen hier einmal die Brennblasen. Im Hintergrund sind Lagerhäuser.


Port Charlotte is back

Im Oktober 2006 mündete allerdings die symbolische Auferstehung der Port Charlotte Distillery in die Herausgabe von 6 038 Flaschen eines Heavily Peated Single Malts unter dem Label Port Charlotte. Der fünf Jahre alte mit 63,5 % vol abgefüllte PC 5 Evolutionmarkierte einen Meilenstein in der Entwicklung der selbstbewusst auftretenden „Progressive Hebridean Distillers“. Jim McEwan hatte das rauchige Destillat 2001 gebrannt, als nach einer sechsjährigen Unterbrechung erstmals wieder Alkoholdämpfe langsam durch die schlanken Hälse der viktorianischen Brennblasen von Bruichladdich strömten. Reifen durfte der aus einer rauchig gemälzten schottischen Gerste (40 ppm) gebrannte Spirit in Sherryfässern, die in den aus Granit gemauerten schiefergedeckten Dunnage Warehouses der ehemaligen „Queen of the Hebrides“ lagerten.


In der wiedereröffneten Bruichladdich Distillery im Jahre 2001 produzierten die Stillmen jeweils zur Hälfte rauchige und nicht-rauchige Spirits. Dieses Prinzip wird bis heute praktiziert. Von den rauchigen Port Charlotte Abfüllungen erschienen bis heute diverse erfolgreiche Editionen.



Seit der Wiedereröffnung der Bruichladdich Distillery im Jahre 2001 produzieren die Stillmen jeweils zur Hälfte rauchige und nicht-rauchige Spirits. Von den rauchigen Port Charlotte Abfüllungen erschienen seit 2006 diverse erfolgreiche Editionen.


Jim McEwan prüft den Alkoholwert

Der überraschende Verkauf von Bruichladdich an den französischen Spirituosenkonzern Remy Cointreau 2012 markierte zwar einen Einschnitt, Befürchtungen hinsichtlich einer Monotonie des Portfolios bewahrheiteten sich allerdings nicht. Das Innovationspotenzial blieb erhalten. Heute beschäftigt das Unternehmen über 80 Mitarbeiter, darunter auch Schwerbehinderte, direkt in der Brennerei. Sechzig sind unter vierzig Jahre alt, achtundzwanzig unter dreißig und die Hälfte davon Frauen. Zählt man die Vertragslandwirte hinzu, dann ist „der zweitkleinste Whiskyproduzent der Insel mit den 3200 Einwohnern mittlerweile zum dem größten Arbeitgeber auf Islay geworden.“ Zwanzig weitere Beschäftigte arbeiten in Glasgow.


Die jungen Wilden

Der Generationenwechsel ist vollzogen. Im Juli 2015 ging der Grand Seigneur der Islay-Whisky-Kultur McEwan in den Ruhestand. Den Stab übergab er an seine Tochter Lynne. Sie verantwortet weltweit als Senior Brand Manager die Marketing-Aktivitäten von Bruichladdich. Nach wie vor wohnt er in direkter Nachbarschaft des Stillhouses und trifft ab und an den von ihm 2015 in die Position des Master Blenders eingeführten Adam Hannett zum Tee.

„Den Titel muss ich mir erst durch jahrelange Praxis erwerben“,

sagt Adam und begnügt sich derweil bescheiden mit der Bezeichnung Head Distiller.


Nach dem Abbruch seines Biologie-Studiums kehrte er als Neunzehnjähriger 2004 zur Insel zurück, dort wo er, wie sein Kollege Allan Logan, geboren und aufgewachsen ist.


Adam Hannett. Whisky Maker in Frankfurt 2019.

Ohne spezifisches Whisky-Wissen begann er als Tour Guide eine Bilderbuch-Karriere bei Bruichladdich und begab sich in die strenge, aber fördernde Ausbildung von Jim und Duncan. Selbstverständlich durchlief er alle Stationen der Whisky-Herstellung und übernahm schließlich 2012 als Assistent des jungen Distillery Managers Logan eine Führungsaufgabe. Wie seine Lehrmeister liebt Adam das Leben in der Islay Community und möchte einen persönlichen Beitrag zu deren Erhalt leisten. Der Bau eines Eigenheims nahe der neuen Lagerhallen Bruichladdichs in Conisby, wo er zusammen mit seiner Frau Amy und zwei kleinen Töchtern lebt, dokumentiert die Heimatliebe der Familie.


Der Bürde, in die Fußstapfen des weltweit renommierten Whisky Whisperers McEwan zu treten, ist sich Hannett bewusst: „Jim hatte seinen eigenen Stil, aber nun wurde mir diese Verantwortung übertragen. Ich muss den Whisky dann herausbringen, wenn ich denke, dass er fertig ist. Also wird es Unterschiede zwischen meinen und Jims Whiskys geben.“ Der junge Whisky Maker kann auf diversifizierte Lagerbestände zurückgreifen. Einige Zeit liefen die Stills unter Volldampf und destillierten bis zu 1,4 Millionen Liter Spirit pro Jahr. Der Head Distiller kann aus dem Vollen schöpfen. „Entgegen anderen Trends in der Industrie sind wir in der guten Position den neuen Port Charlotte mit einer Altersangabe von zehn Jahren anzubieten“, freut sich der International Brand Ambassador Ewald Stromer.

„Hannett vermag mit seiner Rezeptur dem neuen Port Charlotte Standard einen eleganten und verspielten Charakter zu verleihen.“

Neu ist die vom Marketing-Team der Brennerei entwickelte Flaschenform, ihre dunkle grüne Farbe und das Label. Abgefüllt wird der PC mit kräftigen 50 % Vol.„Wir arbeiten in einem jungen Team eng zusammen. Allan lenkt die Produktion und setzt unsere Vorstellungen um. Wir destillieren zweifach, dreifach oder gar vierfach. Wir arbeiten im Stillen an neuen Projekten.“

Die progressive Bruichladdich Story setzt sich fort. Im November 2017 destillierten sie eine ungewöhnliche Maische aus 55 Prozent unmalted rye und 45 Prozent malted barley, da der schalenlose Roggen mit relativ hohen Zuckeranteilen sehr gerne beim Läutern klumpt und verklebt.


„Wir haben so etwas in 136 Jahren noch nicht gemacht“, gesteht Adam Hannett.

„Unserem alten offenen Läuterbottich gaben wir zunächst die gemahlene Roggen-Wasser-Mischung zu, danach das Gerstenmalz. Wir reduzierten die übliche Menge von 7,5 auf 4,5 Tonnen, so wie wir das bei der Verarbeitung von Bere Barley machen. Wir versuchten es einfach, um zu sehen was geschieht. Wir gingen dabei gezwungenermaßen unseren eigenen Weg.“

Sie führten fünf mashes mit unterschiedlichen Wassertemperaturen aus. Das Projekt ist eine kleine Sensation, denn unter schwierigen klimatischen Bedingungen hatte der Farmer Andrew Jones den in Schottland seltenen Roggen auf dem nördlich von Machir Bay gelegenen sandigen vier Hektar großen Ballinaby-Feld der Coull-Farm angebaut und 17 Tonnen geerntet. Bei der Gärung experimentierten Allan und Adam mit unterschiedlichen Hefestämmen und versuchten auf diese Weise ideale Resultate zu erziele



Im Ergebnis reifen 6500 Liter Rye Spirits teils in gecharrten first fill Bourbon Barrels, in medium getoasteten, jeweils 225 Liter großen Virgin American Oak Casks und in Virgin French Oak Barriques der burgundischen Premium-Küferei Seguin Moreau. Insgesamt wurden 31 Fässer in Destillatkonzentrationen von 70 % vol oder 65 % vol befüllt. Industrieüblich sind in Schottland 63,5 % vol.


Zufällig läuterten zeitgleich die mashmen der Lowland Distillery InchDairnie eine rye mash aus 56 Prozent Roggen und 44 Prozent Gerste und destillierten sie doppelt in Pot Stills. Als erste schottische Brennerei experimentierte offenbar die kleine Farm Distillery Arbikie in der Region Angus seit 2015 mit einer rye-barley-wheat-mash. Damit kehrte der Rye Spirit in die schottische Whiskylandschaft zurück. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war er wegen seiner Fruchtigkeit gerne in den damaligen Blends verschnitten worden. 2020 führen Hannett und Logan das Rye-Projekt mit Farmer Andrew Jones fort und hoffen auf eine größere Ernte.


Port Charlotte mit kräftiger Rauchnote

Der Head Distiller kann aus dem Vollen schöpfen. „Entgegen anderen Trends in der Industrie sind wir in der guten Position den neuen Port Charlotte mit einer Altersangabe von zehn Jahren anzubieten,“ freut sich der International Brand Ambassador Ewald Stromer, „Hannett vermag mit seiner Rezeptur dem neuen Port Charlotte Standard einen eleganten und verspielten Charakter zu verleihen.“ Neu ist die vom Marketing-Team der Brennerei entwickelte Flaschenform, ihre dunkle grüne Farbe und das Label. Abgefüllt wird der PC mit kräftigen 50 % Vol.


Der überraschende Verkauf von Bruichladdich an den französischen Spirituosenkonzern Remy Cointreau 2012 markierte zwar einen Einschnitt, Befürchtungen hinsichtlich einer Monotonie des Portfolios bewahrheiteten sich allerdings nicht. Das Innovationspotenzial blieb erhalten. „Unser Mutterkonzern fördert die Weiterentwicklung der Produkte. Wir spüren das Vertrauen,“ stellt Hannett erfreut fest. Heute beschäftigt das Unternehmen über 80 Mitarbeiter, darunter auch Schwerbehinderte, direkt in der Brennerei. Sechzig sind unter vierzig Jahre alt, achtundzwanzig unter dreißig und die Hälfte davon Frauen. Zählt man die Vertragslandwirte hinzu, dann ist „...der zweitkleinste Whisky-Produzent der Insel mit den 3 200 Einwohnern mittlerweile zum dem größten Arbeitgeber auf Islay geworden.“ Zwanzig weitere Beschäftigte arbeiten in Glasgow.


Was ist das Besondere an den Port Charlottes?

„Wir verwenden ausschließlich schottische Gerste und immer häufiger biologisch angebaute Gerste. Durch unsere konstant hohe Nachfrage konnte der Gerstenanbau auf Islay wiederbelebt werden und ermöglichte uns den ersten reinen Islay Malt Whisky unserer Zeit zu destillieren“, erzählte Jim McEwan stolz, „weder färben wir unsere Whiskys, noch kühlfiltrieren wir diese.“ Der erfahrene Master Distiller verfügte über eine schier grenzenlose Innovationskraft. So wurde 2011 mit der Octomore Jubiläumsedition 08.3 der weltweit rauchigste Whisky aus Malz mit 309,1 ppm gebrannt. Das green malt aus einer Sommergerste von einem Feld der Octomore Farm erreichte nach sechs Tagen intensiver Torfrauch-Darre eine Rauchkonzentration von 309,1 ppm. Wie das peating tatsächlich geschah bleibt ein Geheimnis.


Private Bottling

Sie sprechen von 120 Stunden Torfrauch, normal sind zwölf bis zwanzig. Der von Jim breit angelegte Bestand erlaubte seinem Nachfolger für das Jubiläums-Vatting besondere Fässer auszuwählen. Er entschied sich für 56 Prozent American Oak Bourbon Barrels und 44 Prozent Barriques de chêne aus den Rotweinregionen Médoc-Pauillac, Ventoux, Rhône und Bourgogne einzusetzen. Allan und Adam orientieren sich konsequent an den grundlegenden Leitlinien: „Wir möchten den gleichen Brennereicharakter haben, diese Eleganz und Leichtigkeit im Spirit, und herausfinden, wo und wie der Torfrauch am besten harmoniert." Daher bleiben die unteren Abtrennpunkte des Mittellaufs bei allen Bruichladdich-Spirit-Variationen immer dieselben. Daher sind die Abtrennpunkte des Vor-, Mittel- und Nachlaufs bei nicht-rauchigen wie rauchigen Spirits gleich, selbst die Aufheiztemperaturen und Verläufe sind stets dieselben. Der New Make – first cut 71 % vol bis zum low cut 63 % vol – erreicht durchschnittlich 69 % vol.



„Zwanzig Landwirte von Islay versorgen uns mit der Gerstensorte, die wir haben möchten“, erklärt Production Director Allan Logan. „[…] Gemälzt wird die Gerste exklusiv in Saladin-Becken. […] Wir haben mit insgesamt 28 schottischen Landwirten Lieferverträge. […] Seit 2002 kommt das Malz von Bairds in Inverness, denn dort verstehen die Mälzer das Verfahren des cold smoking of the peat.“ Aktuell verfolgen Logan und Hannett ein Terroir-Konzept. Dieselbe Gerstensorte aus vier unterschiedlichen Anbauregionen – Black Isle, Ostküste von Aberdeenshire, Lothian und Islay – wird in der gleichen Art gemälzt und bei ausreichender Erntemenge getrennt bis zur Destillation verarbeitet, um den regionalspezifischen aromatischen Charakter der Sommergersten Laureate, Sienna, Sassy sowie Planet herauszuarbeiten.


Früher experimentierten sie mit Torf vom nahegelegenen Octofad oder bezogen ihn von der Black Isle. Aktuell wird er in Caithness, den nördlichen Highlands, abgebaut. Grober, salziger Torf von Islay bewirkte einen deutlich aggressiveren medizinischen Raucheffekt, während der relativ dunkle Torf aus dem „Land der schwarzen Katze“ sich milder verhält. Adam: „The maltings are very happy with it, and I am happy with the flavour profile in the whisky.“ Bairds mischte nach den Vorgaben von Allan Logan aus Malz ohne Rauch und Malz mit Rauch einen Cocktail, der die punktgenaue typische Konzentration von Cresolen und Phenolen mit 40 ppm ermöglichte. Die bewusste Auswahl von Gersten- und Torfsorten sowie die Verfahren der Verarbeitung bilden die Grundlage der Port Charlotte Spirits. Nach der Destillation und Reifung verbleiben zwischen 15 und 20 ppm Phenoldichte im Glas. Adam ist erfreut: „Vor 15 Jahren hatten wir keine Gerste von Islay in unserem Whisky, heute macht sie etwa 50 Prozent unserer Gesamtproduktion aus. Wir wollten uns auf die Provenienz konzentrieren. […] Wir haben das im Laufe der Jahre kontinuierlich aufgebaut. Es war großartig, die heimischen Bauern mit ins Boot zu holen. Sie tragen unsere Ziele mit, liefern qualitativ hochwertige Ware und erhalten faire Preise. Diese Praxis unterstützt nachhaltig die örtliche Wirtschaft. Im Jahr 2019 haben wir rund 1700 Tonnen Gerste von den Landwirten Islays gekauft. Darauf sind wir wirklich stolz“.



Octomore Farm. Peat Cutting (Copyright Derek, Bruichladdich), water supply


Die progressiven Trendsetter

Selbstbewusst bezeichnete sich die erste Generation zu Recht als die „progressiven Brennmeister der Hebriden“. Nach der Wiedereröffnung gehörten sie zu den ersten, die an Ort und Stelle nicht nur destillierten, sondern die in den Lagerhäusern gereiften Whiskys in einer eigenen Bottling Hall in Flaschen füllten. Zwei Tanks, mit denen Lorries der Islay Creamery täglich die Milch von den Bauernhöfen holten, versorgten [Vergangenheit?] die halbautomatischen Abfüllmaschinen. Duncan hatte sie einst erworben. Zur Einstellung der Flaschentrinkstärke nutzten sie bewusst das kristallklare und sehr weiche Wasser der nahegelegenen Octomore-Quelle und kein destilliertes Wasser wie das sonst in der Industrie üblich ist. Zur schonenden Filtrierung ohne Kühlung werden Plattenfiltern mit einer Porengröße/Durchlassgröße von 30 Mikrometern eingesetzt, sodass sich Sedimente auf dem Flaschenboden bilden können.

Duncan McGillivray. Manager and Genius. The pump came from America. A present of a Laddie.


Die differenzierten Experimente dieses kreativen Teams, angetrieben von dem Streben nach Innovation und Authentizität, provozierten naturgemäß auch kritische Reaktionen. Kollegen aus der Whiskyindustrie belächelten Neuerungen wie die Kooperation mit lokalen Getreidebauern, die Verwendung alter Gerstensorten wie der sechsreihigen Bere von Orkney, die vierfache Destillation, die multiplen [verschiedene oder mehrfach?] Methoden der Reifung in Weinfässern, die Herstellung von extrem getorften Whiskys, die Verwertung des Trebers zur Stromerzeugung sowie die konsequente Umsetzung des Terroir-Ansatzes. Adam Hannett äußert sich betroffen: „In der Industrie wird das Konzept des Terroirs von vielen Branchenvertretern absolut lächerlich gemacht. Wenn man ein Unternehmen nach Terroir fragt, sagen sie, dass die Gerste zuerst gemaischt, vergoren, zweimal destilliert wird und danach in Fässern reift. Ihr Argument ist, dass die Eigenschaften der Böden nach all diesen Phasen nichts mehr bewirken. Im Grunde ist es ihnen unangenehm, darüber nachdenken zu müssen, wie unterschiedliche Gerstensorten, die an verschiedenen Orten angebaut werden, differenzierte Aromen bringen würden. […] Es passt nicht in die Art und Weise, wie Whisky derzeit in der Massenproduktion hergestellt wird.“


„We care about Islay. We are Islay. Our whisky is the most authentic Islay whisky distilled on Islay,
others are four days on Islay and then 10 years on the mainland,“

ärgert sich der Illeach.


Wie läuft die Produktion?

Bei Bruichladdich wird heute noch ohne Computer destilliert. Es ist die Kompetenz der Stillmen, die über die fruchtige Qualität des Gerstenbrandes entscheidet. Die Abtrennpunkte des Vor-, Mittel- und Nachlaufs sind bei nicht-rauchigen wie rauchigen Spirits gleich, selbst die Aufheiztemperaturen und Verläufe sind stets dieselben. Der new make – first cut 71% vol. bis zum low cut 63 % vol. - erreicht durchschnittlich 69 % vol. „Wir suchen immer nach Reinheit," sagt Adam, „wir möchten keine medizinischen Noten, sondern eine schöne Textur, Süße und Weichheit. [...] Die natürlichen Öle der Gerste tragen den Geschmack. Wir suchen elegante fruchtige Aromen und keine kräftigen.“ Entscheidend für die Fruchtigkeit sind ein schonendes, langsames Läutern der Würze in der viktorianischen offenen rake and plough tun, die Wahl der Ansatzhefe sowie eine lange Gärzeit von 72 Stunden unter der Woche und rund 100 Stunden am Wochenende. Bei den Abtrennpunkten des Mittellaufs gehen sie nicht unter 63 % vol, auch nicht bei getorftem Malz, denn der New Make soll nicht durch zu viel Torfrauch und Fuselöle abträglich modifiziert werden.


„Es gab allerdings Zeiten, da hatten wir bei den Octomore Spirits einmal niedrigere Abtrennpunkte“,

erinnert sich Adam. Zarter Rauch, Getreidenoten, süßer, malziger Geschmack und Fruchtigkeit, die reifen Stachelbeeren wie auch Birnen ähnelt zeichnen das doppelt gebrannte Destillat aus. „Unser Spirit ist blumig, zart und elegant. Er ist fruchtig wegen unseres Gärungsstils. Alle New Makes werden für unsere verschiedenen Produkte auf die gleiche Weise destilliert, abgesehen von der Verwendung von getorftem Malz für die Port-Charlotte- und Octomore-Whiskys. Wir streben nicht nach Menge, sondern nach Qualität.“


Victorian Stills with long Swan Necks


Die Stillmen destillierten 2019 bei einer 5-Tage-24 -Stunden-Woche rund eine Million Liter reinen Alkohol: 50 Prozent Bruichladdich, 40 Prozent Port Charlotte und 10 Prozent Octomore. Aus einer Tonne ungetorftem Malz werden 395 Liter, aus der gleichen Menge getorftem Malz 390 Liter und aus dem seltenen Bere Barley Malt rund 360 bis 370 Liter reiner Alkohol gewonnen. „Für alle fillings ist die Fassfüllstärke so, wie sie aus der Feinbrandblase kommt“, sagt Adam. Diese Konzentration von durchschnittlich 69 % vol ist im Vergleich zum Industriestandard von 63,5 % vol hoch.


Dunnage Warehouses. Dark and Damp

Annähernd 80 000 Fässer und rund 300 unterschiedliche Fasstypen und -kulturen lagern auf Islay. „Weitere Lagerhallen sind im Bau. Wir verkaufen keinen New Make an Blender“, versichert Hannet. „Die ältesten Port Charlotte Fässer sind aus dem Jahre 2002 und 2003. Bald werden wir einen 16-jährigen, im Bourbon Barrel geprägten Port Charlotte abfüllen.“


Gesucht, aber nicht gefunden

Glücklich sind diejenigen, die im Losverfahren eine von 3000 Flaschen der Jahrgangsabfüllungen des 16-jährigen Port Charlotte Digital Feis Ile 2020 mit einer durchschnittlichen Alkoholkonzentration von 55,8 % vol für 150 Pfund ergattern konnten. Nicht nur Bourbon Barrels prägten seit 2003 den derzeit ältesten Port Charlotte, den Adam Hannett bei seiner ersten deutschen Bruichladdich Roadshow einführte. Eine first fill Bourbon-Fassprobe mit 58,8 % vol war die Überraschung bei Whisky for Life in Frankfurt: ein Bündel Aromen von Pfirsich, Aprikose, Mango, Kokosnuss und Vanille umschmeichelten ausgewogen mit verwobenen süßem Aschenrauch die Nase.


„When you nose, you understand why we use Bourbon casks,“

freute sich glücklich der Whisky Maker über die überwältigende positive Resonanz. Eigentlich war für das diesjährige Whiskyfest ein anderer PC-Malt vorgesehen. Die Corona-Pandemie forderte ein Umdenken. Der heterogene, von seinen Vorgängern angelegte Fassbestand ermöglichte Adam eine kreative Mélange, um einen "well-balanced Festival Port Charlotte" zu generieren. Dreierlei Fasspakete formten den aus schottischer Gerste gebrannten Jahrgangsmalt: Whiskys aus 250 Liter großen refill Hogsheads, die 2012 zur Auffrischung in first fill Bourbon Barrels umgefüllt wurden.


Cask Sample

Der zweite Teil der Whiskys kam aus first fill Bourbon Barrels und erlebte ab 2013 eine Modifizierung in Sauternes Barriques – vermutlich darunter 225 Liter Edelsüßwein-Gebinde von Château d'Yquem, die in den Warehouses vielfach zu sehen sind. Schließlich aromatisierten für einen nicht genannten Zeitraum frische? Sherry-, Bourbon- und Virgin-Oak-Fässer den dritten Teil der complex assemblage aus Whiskys, die Bourbon Barrels geschmacklich für das Vatting bereits vorstrukturiert hatten. Wie bei Hannett üblich, macht er durch die Zugabe von etwas Wasser aus der Tobar an Fhior Uisge die Trinkstärke des Single Malts angenehmer.

Das Terroir Konzept

„Die Gerste, die an der Ostküste Schottlands und hier auf Islay angebaut wird, selbst wenn es sich um die gleiche Sorte handelt, wächst hier wie dort anders und das wirkt sich auf das Keimungsverhalten, den Stickstoffgehalt, die Korngröße und den Ertrag aus. All dies führt zu unterschiedlichen Ergebnissen“, berichtet Hannett offen. Die jeweiligen Ernten werden bei ausreichender Menge in der Folge unter den gleichen Bedingungen separat weiterverarbeitet, die Spirits reifen getrennt voneinander. Bei systematischen Experimenten entdeckten die Distiller Geschmacksunterschiede. Diese seien zwar nicht extrem, dennoch führen [Konjunktiv wg. indirekt?] sie zu Whiskys mit diversifizierten Aromaprofilen. Zukünftig werden sie den Terroir-Gedanken und die sich daraus ergebenden Aromen intensiver umsetzen.


Bei der Verwirklichung des Konzepts soll ihnen der Bau einer eigenen Mälzerei ab 2023 helfen. Maltmen werden die Gerste der Vertragslandwirte von Islay und anderen schottischen Regionen selbst vor Ort verarbeiten. Wie zu Zeiten der aktiven Port Charlotte Distillery werden sie zur Darre sicherlich einen Islay Peat einsetzen. Allan Logan ist auf der Suche nach peat bogs und verhandelt derzeit mit zwei Landwirten. Mit welchen Mälzverfahren gearbeitet wird ist bereits entschieden: „Wir planen eine Mälzerei mit drei Saladin-Becken, ähnlich denen bei Bairds. […] Wir behalten deren Verarbeitungsmethoden bei. Wir möchten zukünftig nachhaltig 60 Prozent unseres Bedarfs in den umgebauten Warehouses 13 und 14 mälzen, deshalb verwenden wir das Kühlwasser der Röhrenkondensatoren für die Nassweiche.“


Distillery Manager Allan Logan

Hundertprozentige Port-Charlotte-Islay-Whiskys werden damit wieder Realität: Ernten, Mälzen, Maischen, Vergären, Destillieren, Reifen sowie Abfüllen. „Alles geschieht auf Islay“, hebt Adam stolz hervor, „das ist schon etwas Spezielles und macht uns irgendwie einzigartig.“ Allerdings teilen sie dieses Merkmal mit ihrem Nachbarn Kilchoman. Ein geringer Teil der dort verarbeiteten Gerste – etwa 200 Tonnen – stammt von eigenen Feldern und wird seit 2005 in der Brennerei selbst gemälzt.


 

Update May 2021:


"It has been a fine day here on Islay to be at the peats for our stillman Graham Hayes. Look at that lovely clean cutting line on the bank by his neighbour Derek.


The chilly breeze has now dropped and swung round to the south. Back to the hammock to relax now Graham."


Zitat Facebook, Mai 2021. Weitere Angaben folgen.


 

Der Erwerb einer 12 ha großen landwirtschaftlichen Nutzfläche in direkter Nachbarschaft erlaubt den „jungen Wilden“, wie das Marketing sie gerne nennt, unter wissenschaftlichen Methoden den Versuchsanbau von alten und neuen Gerstensorten. Forscher von Universitäten und Instituten sollen ihnen dabei helfen, jene Sorten zu identifizieren, die sowohl von Islay-Landwirten im rauhen Klima und Starkregen gute Erträge liefern, als auch den Stillmen aromatische Whiskys ermöglichen.


„Es ist unser Bekenntnis zur Heimat. Wir schaffen einen Whisky, der von der Idee bis zur Abfüllung auf Islay reift. Man soll die Herkunft schmecken.
Unser Whisky ist ein echtes Islay Produkt,“

freut sich der tatkräftige Adam Hannett.


Production Director Allan Logan verstärkt: „Aus unserer Sicht muss ein echter Islay-Whisky gewisse Mindestanforderungen erfüllen. Mit unseren in Port Charlotte gereiften Whiskys gehen wir, genauer gesagt unser gesamtes Team vor Ort, stets einen Schritt weiter.“


 

Update August 2021

Dr Peter Martin, Director of Agronomy Institute at the University of the Highlands gives some insight into the research project at Bruichladdich website, please double click the photo



 

Update November 2021


Insider schreibt am 24. November 2021, dass Bruichladdich eine Förderung von 2,65 Millionen Pfund für die Installation einer Wasserstoffanlage zur Aufheizung der Whisky Pot Stills und der Gin Still erhalten wird. Siehe hierzu


 



Special: The Auld Alliance: Bruichladdich and Bordeaux


Dem allgemeinen Trend folgend erweitert Bruichladdichs Head Distiller Adam Hennett das rauchige Portfolio mit attraktiven Port Charlotte Single Malt Whiskies. Aus über 200 Fässern suchte er für seine neue Cask Exploration Serie Whiskies aus, die einen differenzierten Einblick in das Leistungsniveau von Bruichladdich erlauben. Begleitet wird der Auftritt der kürzlich erschienenen Islay-Ikone PC 10 von der limitierten Port Charlotte MRC:01 Release mit einer Füllstärke von 59.2 % Vol. Diese hohe Alkoholkonzentration ist das arithmetische Mittel aus allen in das Vatting eingehenden Fässern.


Langsam und schonend brannten die progressiven Stillmen um den früheren Production Manager Duncan McGillivray (bis 2014) die Malt Spirits mit der Bruichladdich-Trickling Methode im Jahre 2010. Ihre Grundlage, eine zweireihige Sommergerste der Sorte Oxbridge stammte ausschließlich von den Feldern der schottischen Kornkammer entlang des Dornoch Firth und Moray Firth. Bruichladdichs langjähriger Partner Baird’s Malt mälzte die Gerste in Saladin-Becken unter Torfrauch. Feiner, dunkler, fast vollständig vermoderter Torf aus dem Tomintoul Moss (Speyside) verlieh dem Malz einen differenzierten, subtilen Rauchcharakter. Grober, salziger Torf von Islay bewirkt hingegen einen deutlich aggressiveren Raucheffekt.


Ursprünglich hatte Master Blender Jim McEwan die Rezeptur entwickelt. Zusammen mit Duncan McGillivray destillierten beide am 29. Mai 2001 zum ersten Mal nach der Wiedereröffnung von Bruichladdich den neuen heavily peated spirit eines rauchigen Port Charlottes. Auch 2009 mischten die Mälzer nach den standardisierten Vorgaben aus Malz ohne Rauch und Malz mit Rauch einen Cocktail, der die punktgenaue Konzentration von Cresolen und Phenolen mit 40 ppm ermöglichte. Die bewusste Auswahl von Gerste und Torf sowie die Verfahren der Verarbeitung - schonendes Läutern, lange Gärung und langsames Brennen - bilden die Grundlage der fruchtigen und süßen Port Charlotte Spirits mit ihren rauchigen Aromen. Jim McEwans vorausschauende Absicht war es, neben den nichtrauchigen Bruichladdich Spirits einen Spirit mit subtilen Rauchtönen zu destillieren, die sich harmonisch in ein fruchtiges Bouquet einbringen.


Fässer zaubern Whisky


Ihre aromatische und geschmackliche Prägung erfuhren die MRC-Spirits in unterschiedlichen Fasskulturen aus Amerika und Frankreich. Den finalen aromatischen Charakter formten allerdings handverlesene Bordeaux-Barriques. Bis zu 80 % des Aromaprofils eines Whiskys entsteht während der Reifung auf magische Weise in Eichenholzfässern. Die Kunst des Wood Managements, der gezielte Einsatz von unterschiedlichen Fässern vorbelegt mit Bourbon, Sherry oder Wein und deren Auswahl, ihre Größe und Holzart, die Dauer der Reifung, der Lagerort, das Klima sowie deren Mischungsverhältnis schaffen erst das gewünschte Erscheinungsbild eines Single Malts. Nichts wird dem Zufall überlassen. Es ist die Kompetenz des Master Blenders, der die jeweiligen Prozesse kunstvoll kreativ vorausschauend zusammenfügt.


Dieses Streben Jim McEwans nach Perfektion schuf Whiskies von Weltruf.


French Barriques - 225l - from Bordeaux Region. American and French Oak Wood

Geheimnisvolles MRC

Das Akronym MRC steht vermutlich für Mouton Rothschild Casks. Adam Hannett gibt erste verschlüsselte Hinweise:


„...matured for an extra year in the finest French oak from the Bordeaux left bank.“

Diese Andeutungen verweisen Weinkenner auf die geographische Herkunft: die berühmten dem Atlantik zugewandten Weinlagen des Haut-Medoc. Dort in der Gemeinde Pauillac liegt das für den Weinbau so berühmte Château Mouton Rotschild. Ohne Übertreibung verwenden ihre Weinmacher erstklassiges Fassmaterial für die Vinifizierung ihrer hochgelobten Rotweine, die Preise in der Subskription von 500 bis 1000 Euro (Jahrgang 2017) erzielen.

Es ist in der Tat die erste Sahne der französischen Weinbau-Fasskultur! Bestes Eichenholz aus Frankreichs Wäldern und beste Küfereien. In den 225 Liter großen Barriques werden im Weingut der Rothschilds die roten Weine Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot aus den Weinlagen des Haut-Medoc ausgebaut. In der Regel dauert die Vinifizierung der Premier Cru Classé Weine in den getoasteten neuen, also nicht vorbelegten, Eichenholzfässern 19 bis 22 Monate. Nach der einmaligen Verwendung der ausgemusterten Fässer werden diese an kleinere Weingüter oder Distilleries, darunter Bruichladdich, weiterverkauft. Glücklich ist, wer diese raren und hochwertigen Barriques erhält.


Die Mouton-Rothschild-Casks in den Bruichladdich Warehouses sind das Vermächtnis des charismatischen Bruichladdich CEO Mark Reynier (bis 2012). Der frühere Weinhändler pflegte nicht nur zu den Grand Cru Châteaux des Bordeaux, sondern ebenfalls zu denen in anderen Weinbauregionen beste persönliche Handelsbeziehungen und konnte daher zahlreiche Barriques nach Islay bringen.


Der neue Port Charlotte MRC:01 folgt dem Muster der nicht-rauchigen Vorgänger aus dem Hause Bruichladdich.Im Jahre 2008 hatte der legendäre Jim McEwan - Hannetts Lehrmeister - mit speziellen Wein-Finishings 2008 experimentiert. Das Resultat mündete in Bruichladdichs The Sixteens First Growth Series. Selbstbewusst, wie die progressiven Hebridean Distillers nun mal waren, schöpfte der visionäre Mark Reynier kurz nach der Übernahme von Bruichladdich im Jahre 2000 ein eigenes doppeldeutiges Wortspiel ACE - Additional Cask Enhancement - als euphemistische Umschreibung der heute weitverbreiteten Methode der Nachreifung eines Whiskies in Weinfässern, die im Englischen einfach mit double maturation oder kurz als finishing umschrieben wird.


In first class-Barriques aus Grand Cru Châteaux erfuhren nichtrauchige Bruichladdich Malts während der Zweitreifung - eine Art Schönung ihres Aromen- und Geschmacksprofils, die zuvor in Bourbon Barrels heranreiften. Master Blender Jim McEwan kreierte sechs Single Malts, welche das Ansehen der Progressive Hebridean Distillers förderten. Das Eichenholz dieser Barriques (225 Liter) stammte von extrem hochgewachsenen und sehr alten Bäumen französischer Wälder, das nach langer Lufttrocknung renommierte Küfereien zu Fässern banden. Privilegiert konnte der geniale „Whisky Whisperer“ McEwan auf eine stattliche Auswahl von Premium-Fass-Kulturen zurückgreifen. In diesen vinifizierten Winzer der Grand-Cru-Weingüter des Bordeaux hochwertige Rotweine und einen Weißwein:

Château Haut Brion (Pessac-Léognan), Château Margaux (Medoc), Château Lafleur (Pomerol), Château Lafite Rothschild, Château Latour (beide Pauillac) und Château d’Yquem (Sauternes). Nach Jahren Reifezeit in Bourbon Barrels erlebten die Whiskies für einige Monate ihre zweite aromatische Prägung in einer weinigen Umgebung. Die auf jeweils 12 000 Flaschen limitierten sechzehnjährigen Single Malts waren nach ihrem Erscheinen schnell vergriffen und erzielen heute bei Auktionen ein Vielfaches der ehemaligen Verkaufspreise.


Port Charlotte MRC, ein rauchiges Juwel von Islay

Master Distiller Adam Hannett erntet nun die Früchte der Arbeit seiner Vorgänger Mark Reynier, Jim McEwan und Duncan McGillivray. Sie hinterließen ihm in den Warehouses einen großen Fundus reifer rauchiger Port Charlotte Whiskies. Mit neuen kreativen Ideen entwickelt Hannett ein eigenständiges Profil. Der MCR - Batch 01 - markiert den Anfang einer neuen Cask Exploration Series. Er beschreibt den nur im Fachhandel erhältlichen MRC:01 als „eine geniale Kombination von fruchtgeladenem französischem Barrique, kräftigem Torfrauch und dem Einfluss der Reifung auf der wilden Insel Islay...wie alle unsere Whiskies werden diese natürlich ohne Farbstoffe und ohne Kältefiltrierung in unserer eigenen Bottling Hall am Ort der Destillation abgefüllt.“ Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Jim McEwan (2015) ist der junge Head Distiller Hannett der alleinige verantwortliche Whisky-Macher bei Bruichladdich. Er kopiert nicht nur die Innovationsfreude seines Lehrmeisters, sondern entwickelt alternative Reifemethoden selbständig weiter und öffnet neue Dimensionen der Whisky-Herstellung.


Innovation. Bourbon und Barrique

Seit 2010 ruhten die Malts des Port Charlotte MRC.01 für sieben Jahre in Eichenholzfässern in den Meer nahen Lagerhäusern der Brennerei in einer maritimen Atmosphäre am Loch Indaal. Die eine Hälfte der Malts prägten first-fill Bourbon Fässer aus amerikanischer Weißeiche - Jack Daniel’s, Heaven Hill u.a. - , die andere second-fill französische Weinfässer aus unterschiedlichen französischen Weinbauregionen, darunter welche aus den Weinlagen der Côte d'Or.




Vor der Abfüllung verheiratete Hannett bewusst beide Teile für die Dauer von zwölf Monaten in den Rotwein-Barriques aus französischem Eichenholz - wohl - aus dem Weingut der Familie Rothschild. Auf dem Label finden sich für Außenstehende keine direkten Hinweise, denn Weingüter dürfen aus rechtlicher Sicht nicht genannt werden. MRCmag daher lediglich ein Anhaltspunkt sein und auf die Weinlagen an der atlantischen Küste von Bordeaux hindeuten. Es ist ein Ansatz einer verbruacherfreundlichen Transparenz, die bei Bruichladdich eine lange Tradition hat. Whisky-Nerds werden mit Hintergrundinformationen manchmal sehr detailliert aufgeklärt, nichts wird verheimlicht, wenn rechtlich möglich. Konflikte mit der strengen Scotch Whisky Association mussten ausgetragen werden.


Background

„This is a more thoughtful use of casks, based on an understanding of Spirit and cask types built up over years,“ betont der Whisky-Maker Adam Hannett. Er erinnert an den frühen Weinhandel in Schottland, als die Clarets, die Rotweine aus Bordeaux in Fässern importiert und erst in Leith oder Glasgow in Flaschen gefüllt wurden. In den Brennereien war die weitere Verwendung der leeren Barriques zur Aufbewahrung und Reifung oder für den Transport der Whiskies willkommen. Mehr oder weniger zufällig gaben sie im 19. Jhd. und später den schottischen Whiskies ein weinig-fruchtiges Aromaprofil, da die Regel lautete: „Das Fass rinnt nicht, also fülle es!“ Ein gezieltes systematisches Wood Management war eher unbekannt und nicht üblich.



Die offiziellen Tasting Notes zum Port Charlotte MRC:01, 2010

„ Aroma: Den extravaganten Anfang machen reife Sommerfrüchte und eine deutliche Rauchnote. Himbeeren und Kirschen, gebettet auf türkischem Honig, überzogen von eleganten Rauchschwaden. Dieser Dram duftet nach Sommer und ist weniger ein Torfmonster, sondern eher leicht, fruchtig und erfrischend wie eine Meeresbrise mit etwas Ozon und Salz in der Nase. Die Kombination aus amerikanischer und französischer Eiche gibt dem Port Charlotte MRC: 01 2010 eine schöne Tiefe, die durch Noten von Vanille, getoastetem Brot, Schoko lade sowie frisch gerösteten Kaffeebohnen unterstrichen wird. Mit der Zeit gesellen sich würzige Lakritz-Noten und etwas Walnuss und Mandel dazu und jedes Mal, wenn man am Glas riecht, scheint sich der Duft von roten Beeren und reifen Pflaumen zu verstärken.



Geschmack: Mit seinen 59,2 % Vol. Faßstärke ist er sicherlich von Anfang an wärmend, aber auch lebhaft und süß. Zucker und Marshmallows, umgeben von Rauch … es ist nicht leicht, diese zwei Extreme mit allen Sinnen zu erfassen! Aromen von süßen roten Früchten treffen auf Torfrauch und Holz und gehen langsam über in würzige Noten von Tabakblättern, getoasteter Eiche, Ahornsirup, Pekannüssen und Kaffee. Das alles wird durch eine elegante Kombination aus Orangen und Pfirsichkompott begleitet. Diese Komplexität offenbart sich erst ab Schluck Nummer zwei oder drei und wird von Mal zu Mal vielfältiger. Salzige Gischt und trockener Rauch vereinen sich mit holzigen Aromen und verschmelzen am Gaumen mit süßen Himbeeren, Pflaume, Vanille und Butterscotch.

Abgang: Im Finish wird der Rauch etwas medizinischer und erinnert an Mullbinden und Teeröl. Die trockene Holznote verbindet die eleganten Toastaromen der französischen Barriques mit denen der stärker ausgekohlten US-Fässern durch das zusätzliche Finish in Premium-French-Oak-Barriques. Der Einfluss dieser zusätzlichen Reifezeit zeigt sich in einer enormen Vielschichtigkeit aus Frucht und Rauch. Im Herzen ist dieser Whisky perfekt strukturiert und von verführerischer Textur, lange anhaltend mit Noten von cremiger Vanille, würziger Nelke und reifem Pfirsich. Am Ende steht wieder dieser starke, kräftige Rauch und zeigt voller Stolz seine typische Port Charlotte DNA.


Charakter: Lebhaft, sonnig, rosig – einfach eine wunderbare Erfahrung und die perfekte Kombination aus Frucht geladener französischer Eiche, kräftigem Torfrauch und der Reifung auf der wilden Insel Islay.“


 

Update November 2021


Bruichladdich: "...our world-first biodynamic release. Distilled in 2011 and matured for 10 years in first fill ex-bourbon casks, here’s Adam’s tasting notes:


Notes of peach, vanilla custard and crisp apples on the nose, followed by a succulent mouthfeel with hints of peaches, caramel chocolate, and gentle oak. Add some water to release notes of delicate honeysuckle, rose and geranium. Followed by a long-lasting finish with malt sugar and porridge.


“The flavour of the biodynamic, from when it was first distilled through to maturation is superb.
There is a wonderful elevation of the fruity character of Bruichladdich with the biodynamic malt.“
Adam Hannett, Head Distiller

There are only 5000 bottles of this truly unique whisky available."... at the distillery Webshop.



 



First published in Spring 2019

Updated November 2021


Stroll around Bruichladdich Distillery at The Gateway to Distilleries and enjoy lots of photos, please click photo:

Zum Autor

Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen

wie Das Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.




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