Gedanken. Wahrnehmungen
zu einem jungen Whisky aus den Lowlands
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updated März 2024
Als die Isle of Arran Distillery den ersten jungen dreijährigen Whisky mit großem Tamtam
auf den Markt brachte staunte die Whisky Welt.
Der Aufschrei der Zweifler war groß:
"Junge Whiskys, schmecken diese überhaupt?"
Hatte doch die Whisky Industrie - insbesondere Chivas Brothers - über Jahre den verkaufsfördernden Mythos des gereiften 'alten' Whiskys propagiert.
Die Folge. Vor wenigen Jahren meinte ein Reiseteilnehmer kategorisch:
„Ich trinke keinen Whisky unter zwölf Jahren.“
Heuristische Diskussionen begannen in den „Experten“-Kreisen. Blind Tastings belegten allerdings des Öfteren, dass Genießende, darunter Neueinsteigerinnen wie auch selbsternannte Kenner, das tatsächliche Alter von Whiskys kaum angemessen einschätzen können. Eine dreijährige unabhängige Fassabfüllung wurde nach der Verkostung als ein Whisky „…von acht Jahren und älter…“ eingestuft.
Neuer Trend
Die Islay Distillery Kilchoman setzte mit dem inauguralen Single Malt 2009 und den danach folgenden jungen Kreationen Maßstäbe. Junge Kilchoman Single Malts kamen in den Markt, denn Umsätze mussten die Kredite bedienen.
Die Schar derer, die junge Whiskys respektierten wuchs beträchtlich an. Die von der Werbung propagierte Analogie „nur alter Whisky schmeckt gut“ trat allmählich in den Hintergrund der Diskussionen.
Der Whisky-Macher Malcolm Rennie präsentierte die Früchte seiner Arbeit nicht. Brexit, Versorgungsengpässe und Corona verhinderten die ursprünglich für September bzw. November 2021 vorgesehene Einführung des neuen Lochlea Single Malts. Rennie hatte neue, andere Pläne. und folgte einer neuen Herausforderung. Ihn zog es im Januar 2022 weiter zur neu entstehenden Rosebank Distillery nach Falkirk. Vertraglich hatte er sich bereits im Oktober 2021 mit dem neuen Arbeitgeber Ian Macleod Distillers (Glengoyne, Tamdhu) geeinigt. Er wird dort den Wieder- und Neuaufbau der seit 1993 geschlossenen Brennerei als Manager beaufsichtigen und leiten.
Die Releases neuer Distilleries überraschten durchweg mit guter Qualität und überzeugten mit aromatischer Ausdrucksstärke. Die Newcomer Whiskys belegten, dass sich ihre Produktion stetig professionalisierte und die jeweiligen Stellschrauben der Prozesse von den Brennmeistern filigraner interpretiert und individueller justiert wurden:
Gerstensorte und Terroir, Mälzen, Schroten, Hefen, Vergärungsdauer, Destillationsanlagen, Filtration, Lagerung, Reifung, Fasskulturen und Vatting.
Die Whisky-Macher beobachteten, dokumentierten und analysierten detailliert die jeweiligen Arbeitsschritte zur Verbesserung der Produkte. Experten aus der Wissenschaft und Industrie brachten ihre Kompetenz und Neuerungen ein. Nichts wurde mehr dem Zufall überlassen. Akribisch qualitätskontrolliert verlief nunmehr der Herstellungsprozess.
Erfahrung und Offenheit sind jedoch essentielle Voraussetzung für die Kreation eines neuen Whiskys. Für junge Destillerien ist der Erstauftritt entscheidend für eine positive Rezeption. Sie bestimmt nachhaltig über die wirtschaftliche Entwicklung und den Ausbau des Portfolios.
Lochlea. Glücksfall Malcolm Rennie
Die Lowland Estate Distillery Lochlea in Ayrshire hatte großes Glück. Konnte der Farmer und Investor Neil McGeoch doch den erfahrenen Brennmeister Malcolm Rennie für seine
Unternehmung von der Annandale Distillery weglocken. Rennie brachte nicht nur die praktischen Erfahrungen des Neuaufbaus einer Brennerei mit, sondern verfügte über ein differenziertes Praxiswissen und Netzwerk, das er sich über viele Arbeitsjahre in verschiedenen renommierten Brennereien systematisch aufbaute. Die Stationen Bruichladdich, Ardbeg, Glen Moray sowie Kilchoman formten seine Sachkenntnis.
Im Februar 2022 erschien die Erstausgabe
des doppelt destillierten Lochlea Single Malts.
„Aroma und Geschmack des Whiskys setzen sich zusammen aus üppigen, frischen Gartenfrüchten, der Süße von Karamell, Vanille-Fudge und Getreide sowie einer feinen Würze.
Dieses Profil entwickelte das First Release in First Fill Bourbonfässern und Pedro Ximénez Sherryfässern, die Lochlea direkt aus Kentucky und Jerez de la Frontera bezieht.
Das Design der weltweit 7.000 Flaschen ist inspiriert von einem bodenständigen Alltagsdetail der Farm Distillery: Traktorspuren, “
schrieb der deutsche Importeur Kirsch in seiner Pressemitteilung.
Wie schmeckt der Lochlea Whisky?
Persönliche Eindrücke.
Malcolm Rennies detaillierte Sachkenntnis der Produktion eines Whiskys spiegelt sich in Erstausgabe wider. Sauber und rein in traditionellen Pot Stills destilliert reifte das Destillat im gut ausgewählten Fassholz erstaunlich schnell zu einem Whisky heran, sodass dieser kurz nach Erfüllung der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreifezeit von drei Jahren abgefüllt werden konnte. Neben der Grundprägung durch first-fill Bourbon Barrels verstärkt die Zugabe von Whiskys, die in aromakomplexen Pedro Ximénez Fässern reiften, das sich vielschichtig andeutende Aromabild des nichtrauchigen Lowlanders aus 100 % gemälzter Laureate-Gerste. Gemälzt hatte sie die Mälzerei Crisp Malt.
Die PX-Fass gereiften Whiskys erlauben ein Mehr an fruchtigen Aromen und Volumen.
Die zuvor mit intensiv süßem Sherry belegten Fässer verleihen dem Lochlea einen fülligen Körper. Die von ihnen aromatisierten Whiskys machen den Single Malt obendrein geschmeidiger im Mundgefühl und modifizieren zusätzlich seine optische Erscheinung. Farblich funkeln daher warmtonige Reflexe im Glas, die den Lochlea aus einem schlichten, hellen Strohgelb hinausführen. Geschickt verbindet und integriert der Blender Malcolm Rennie im Erstlingswerk mit der Ausmischungsrezeptur additiv die jeweiligen Aromenbündel, die zuvor Bourbon- und Ximénez-Fasskulturen drei Jahre lang modulieren.
Das Vatting füllte er mit 46 % vol nicht kühlfiltriert und ohne eine künstliche Karamellfärbung in die Flasche.
Aromen und Geschmack formen ein rundes und balanciertes Bild, das bei einem solch jungen Whisky bemerkenswert ist. Fruchtige sowie im Hintergrund feinfühlige florale Noten strömen in die Nase. Malzige und getreidige Eindrücke begleiten sie dominant. Aufblitzende alkoholische Töne deuten gleich zu Beginn beim ersten Riechen auf einen jugendlichen frischen Whisky hin. Diese sensible Wahrnehmung verfliegt allerdings schnell.
Daher ist es ratsam, dem Whisky nach dem Einschenken etwas Zeit zum Atmen zu erlauben.
Assoziationen von Allerlei hellen Früchten, Aprikosen und Honig treten an ihre Stelle. Geschmacklich überraschend kräftig präsentiert sich der Neue auf der Zunge und am Gaumen. Geschmeidig, sanft, fast ölig und fruchtbetont mit einer Spur Honigsüße gleitet die Spirituose in eine leichte Würze mit Vanille- und Nusstönen über, die eindrucksvoll nachhallend wirken.
Der trockene Abgang deutet indes auf einen jungen Whisky hin. Der Lochlea überrascht, es erscheint ein angenehmer süffiger Dram. Seine Erscheinung wirkt harmonisch mit einem Nachhall von Sahnebonbons, Toffee-ähnlichen Geschmack und Aromen, die sich verstärkt beim zweiten oder dritten Schluck entfalten. Erfreulich ist dabei, dass die Pedro Ximénez Süße sich nicht allzu dominant in den Vordergrund schiebt und den Bourbon-Charakter überdeckt. Die jungen Fässer wirken eher würzig auf das Destillat.
Angesichts der Jugendlichkeit ist der Lochlea Single Malt dennoch ein ausgewogener harmonischer Whisky, der mit seiner Fruchtigkeit, den malzigen Tönen und der dezent einsetzenden Würze einen interessanten Spannungsbogen bietet. Selbst aus dem geleerten Glas strömt das dichte Früchtebukett nachhaltig aus und verleitet zu wiederholtem Riechen. Mineralische und erdige Aromen stören den positiven Gesamteindruck nicht.
Die Single Malts von Lochlea werden die schottische Whisky Szene nachhaltig bereichern.
Der Whisky-Macher Malcolm Rennie präsentierte die Früchte seiner Arbeit nicht selbst. Brexit, Versorgungsengpässe und Corona verhinderten die ursprünglich für September bzw. November 2021 vorgesehene Einführung des neuen Lochlea Single Malts. Rennie hatte neue, andere Pläne und folgte einer neuen Herausforderung. Ihn zog es im Januar 2022 weiter zur neu entstehenden Rosebank Distillery nach Falkirk.
“Rosebank is an iconic distillery, so it is an absolute honour to be given the opportunity to help bring it back to life."
“The whisky is incredibly well-regarded in the industry because of its unique and somewhat contradictory production process.
The triple distillation gives you a light and fruity spirit, but then we run it through a worm-tub condenser which adds real body, texture and weight to the new make."
Vertraglich hatte Rennie sich bereits im Oktober 2021 mit dem neuen Arbeitgeber Ian Macleod Distillers (Glengoyne, Tamdhu) geeinigt. Er wird dort den Wieder- und Neuaufbau der seit 1993 geschlossenen Brennerei als Manager beaufsichtigen und leiten.
Neuer Leiter der Produktion bei Lochlea ist seit Februar 2022 der langjährige Distillery Manager von Laphroaig John Campbell, der nach 27 Jahren überraschend die Islay Distillery verließ.
Man darf gespannt sein, wie sich zukünftig die Lochlea Whiskys unter John Campbell entwickeln werden.
Siehe ausführlich zur Lochlea Distillery meinen Artikel.
Der Autor bedankt sich bei Kirsch Import für die kostenfreie Zusendung einer Probe.
Zum Autor
Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in
Fachmagazinen wie Das Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.
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