Cask Management at its best
Glenmorangies sechste Release der Bond House No. 1 Collection reicht in die Anfangsjahre des in der Whisky-Industrie neu entstehenden systematischen Fass-Managements zurück. 1996 wurde die fruchtigen und reinen Destillate in extrem hohen Pot Stills aus einer gemälzten Gerste destilliert und in „specially designed Bourbon casks“ gefüllt. 23 Jahre lang prägten sie gecharrte 190 Liter große Fässer aus einer sehr feinporigen amerikanischen Weißeiche.
Distillery Style: Light and Fruity
Maßgeblichen Einfluss auf den Erhalt und die Verstärkung des während der Gärung entstandenen Geschmacksprofils der Wash haben Bauart, Größe, Form, Struktur und Beheizung der bei einer doppelten Destillation eingesetzten Brennblasen. Sie trennen nicht nur den Alkohol und das Wasser, sondern sind ausschlaggebend, ob ein Gerstendestillat leicht oder kernig gebrannt wird.
Vergleichsweise kleine Kessel - Wash Still 11 400 Liter, Spirit Still 8 200 Liter - markante linsenförmige auf dem Kessel aufsitzende schmale Rücklaufkugeln, extrem lange und schlanke sich allmählich nach oben verjüngende Schwanenhälse, fast waagrecht verlaufende sich verengende mittellange Geistrohre und kupferne Gegenstromkondensatoren mit rund 250 sehr kleinen ½ Inch-Kühlrohren sowie eine konstante von Kühltürmen geregelte im Sommer wie Winter gleiche Kühlwassertemperatur sind die richtungsweisenden technischen Destillationsvoraussetzungen für einen leichten, sauberen, fruchtigen und köstlichen Gerstenbrand bei Glenmorangie in Tain.
Ein Blick zurück
Glenmorangies rasanter Aufschwung begann mit dem neuen CEO Geoffrey Keggan Madrell. Im Jahr 1994 verantwortete er eine radikale Neuausrichtung der Gesellschaft: Bau eines Verwaltungszentrums mit Abfüllanlagen westlich von Edinburgh, die Vertriebskooperation mit dem amerikanischen 10 %-Anteilseigner Brown-Forman (Jack Daniels) und das Joint Venture mit dem schottischen Likörproduzenten Drambuie. Madrells strategische unternehmerische Entscheidungen mündeten in die massive Reduktion des Handels mit Whisky in großen Gebinden um mehr als 60 % sowie in den Aufbau einer Premium Produktlinie und deren effiziente weltweite Vermarktung. 1998 verkaufte Glenmorangie Plc erstmals eine Million Nine-Litre-Cases of Whisky, darunter Single Malts, aber auch den Bestseller-Blend Highland Queen.
Neuer Manager: Dr. Bill Lumsden
Der Pionier und Erfinder des systematischen „Wood Finish und Wood Management“ Neil McKerrow verließ 1995 Glenmorangie Company Plc. Der innovative Manager legte die Grundlagen der Fasskulturen und suchte weltweit stets nach dem besten Reifeholz für seine Glenmorangie-Destillate. Bourbon Barrels waren in Tain seit 1947 zum Ausbau der Whiskys sehr beliebt, denn in ihnen verstärkte und entfaltete sich das destillierte Aromaprofil, das Nase und Zunge begeisterte. Daher ist es kein Wunder, dass die Verantwortlichen in den amerikanischen Wäldern nach dem besten Eichenholz Ausschau hielten. Erfahrene Küfer halfen. Die Ergebnisse der Experimente führten zu sensationellen Glenmorangie-Whisky-Abfüllungen, wie sie die Whisky-Enthusiasten bisher nicht kannten. Andere Brennereien lernten von den Versuchen aus dem ‚Tal der tiefen Ruhe‘ und ahmten diese nach.
Im Februar 1995 folgte Neil der Biochemiker Dr. Bill Lumsden. Mit ihm wurde zum ersten Mal ein Wissenschaftler Leiter einer schottischen Distillery. Der Anspruch war immens: es wurden Kompetenz, Entscheidungsfreude und wegweisende Ideen für eine differenzierte Produktentwicklung des Glenmorangie Portfolios erwartet.
An der naturwissenschaftlichen Heriot Watt University von Edinburgh hatte Lumsden von 1983 bis 1986 über die Wirkung von Hefestämmen bei der Gärung promoviert. Auf einer studentischen Party trank er 1984 erstmals einen Glenmorangie. Er ahnte nicht, dass sein umtriebiger rastloser Forschergeist ihn einmal in die Northern Highland Distillery führen sollte.
Der Akademiker freute sich über die Freiräume und Perspektiven, die ihm seine neue Wirkungsstätte eröffnete. Seine Vorgänger, Gordon L. Smart und Ian McGregor, hatten bereits die Grundlagen gelegt. Mit den längst in unterschiedlichen Fasskulturen heranreifenden Whiskys aus McKerrows Zeit war die zukünftige wirtschaftliche Ausrichtung in eine neue Vielfalt vorgegeben. Der Ansatz eines zweifachen Reifeprozesses im Rahmen der Fassveredelung war für Lumsden die Basis einer bahnbrechenden Weiterentwicklung der Whiskys. Mit dem Prinzip des „Wine Finishing“ ließen sich aus einem im Bourbon-Fass gereiften Grund-Whisky interessante individuelle Varianten formen.
Erfreulich ist, dass Lumsden die Grand Vintage 1996 Abfüllung nicht durch eine zusätzliche Nachreifung in anderen vorbelegten Fasstypen modifizierte. Die Jahrgangsabfüllung zeigt ausschließlich die aromatische und geschmackliche Wirkung von Bourbon-Fässern in ihrer Reinkultur wie sie sich innerhalb der Reifezeit von 23 Jahren ausprägte. Es ist eine Rarität.
Für die Produktion der Destillate war ab Oktober 1996 Graham Eunson verantwortlich. Er kam von der Orkney Brennerei Scapa. Nachdem der Orcadian im Frühjahr 2008 zur Glenglassaugh Distillery abwanderte, folgte der ebenfalls akademisch ausgebildete Andrew MacDonald. Er ist bis heute der verantwortliche Production Manager der Glenmorangie Distillery.
Designer Casks prägen Glenmorangie
Dr. Lumsden setzte die Versuche der systematischen Fassreifung seiner Vorgänger, insbesondere von Neil Kerrow, fort. Der Whisky Maker experimentierte mit gecharrten oder getoasteten Fässern aus europäischer und amerikanischer Eiche, die aus unterschiedlich lange an der Luft getrockneten Dauben aufgebaut wurden. In den Ozark Mountains (südliches Missouri) suchte er an den regenarmen Nordhängen nach erstklassigem, sehr langsam wachsenden sowie feinporigem Eichenholz. Es sollte pro Inch mindestens 16 Jahresringe haben, wird berichtet. Amerikanische Küfer böttcherten die Barrels und flammten sie nach Lumsdens Rezepturen unterschiedlich lange aus. Die sogenannten Designer Casks wurden speziellen Bourbon Distilleries, darunter Heaven Hill, zur Reifung ihrer Whiskeys überlassen. Nach vier Jahren Erstbelegung kamen die Casks versiegelt im Container nach Schottland an den Dornoch Firth.
Welche und wie viele der first-fill Bourbon Barrels die Whiskys für das Vatting des 23 Jahre alten Glenmorangie Vintage Highland Single Malt lieferten ist nicht bekannt. Sicher ist, sie formten „…eine tiefe Konzentration an komplexen, cremig-floralen Einflüssen.“
Seit August 1998 steuert Dr. Bill Lumsden als Director of Distilling, Whisky Creation and Whisky Stocks bei Glenmorangie und Ardbeg die Entwicklung der der Whiskys. Neu im Creation-Team wirken Gillian MacDonald (seit März 2012) und Brendan McCarron (Juni 2014) mit, zuvor war es von 1998 bis 2011 Dr. Rachel Barrie Hon. DSc.
Der renommierte Whisky-Schöpfer Dr. Bill Lumsden sagt voller Stolz:
„Der Glenmorangie Vintage Malt 1996 zeigt eindrucksvoll, wie wir außergewöhnliche Konzepte verwirklichen können. Die durchgängige Reifung in diesen besonderen Holzfässern schufen einen delikaten, cremigen Geschmack, mit vielen frisch-floralen Aromen, die durch das Reifealter herrlich verstärkt werden. Wer Glenmorangie Astar kennt, wird im Glenmorangie Grand Vintage 1996 eine köstliche Weiterentwicklung entdecken.“
Für Dr. Bill Lumsden ist die Bond House No. 1 Kollektion
„…die luxuriöse Hommage an diese perfekte Handwerks- und Destillierkunst…die Fässer sorgten für eine elegante Cremigkeit in der Reifung.“
In der Glenmorangie Bond House No.1 Collection sind selten Jahrgangs-Whiskys der Glenmornagie Distillery vereint. Die jährlich erscheinenden Releases wurden nach dem größten Lagerhaus der Brennerei, dem Bond House No. 1, das im dem 19. Jahrhundert errichtet wurde. Heute brennen dort in dem majestätisch hochaufragenden Stillhouse zwölf Brennblasen jährlich rund 6,2 Millionen Lier reinen Alkohol. Zwei weitere Brennblasen in einem neuen Gebäude werden ab 2020 die Produktionskapazität auf 7,2 Millionen Liter erhöhen
Rund sechs Millionen Flaschen Glenmorangie Highland Single Malt erreichen die internationalen Märkte weltweit. Sie sichern den „Men of Tain“ den vierten Platz der weltweit meistverkauften Single Malts.
Offizielle Verkostungshinweise
Glenmorangie Grand Vintage Malt 1996 (43,0 % vol.)
„An der Nase: Frisch und duftend, mit einem Bouquet aus Rosen, Landnelken, Jasmin und einem pikanten Hauch von Koriander. Aromen von Mandarine, Orange und Birne folgen, ergänzt von einer fruchtigen, kandierten Süße. Mit einem Spritzer Wasser treten weitere Noten von Nelken, Storchschnabel und sanfter, buttriger Vanille zutage.
Am Gaumen: Eine zitrus-pikante Würze im Geschmack – mit einem Hauch von Orangen und Zitronen, eingebunden von Vanille- und Karamellaromen. Danach folgen, mit bemerkenswerter Finesse für einen Whisky diesen Alters, subtile Noten von Ingwer, süßem Chili und Eiche.
Im Nachhall: Köstlich und auf der Zunge tanzend, butterweich mit Noten von Kuchen, Mandeln und Birne.“ (sic)
Der Glenmorangie Grand Vintage Malt 1996 ist individuell nummeriert und wird in einer Eichenholz-Kupferbox im Fachhandel erhältlich sein.
Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 700,- € pro Flasche 0,7 Liter.
First published in 2019
The best way to discover Glenmorangie Distillery is to stroll around The Gateway to Distilleries and enjoy lots of photos with description, please see
Zum Autor
Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen wie Das Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.
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