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Ein Blick zurück in die nahe Geschichte der Destillation
von Ernie Scheiner
Rohfassung vom 11.11.2024
Inverleven Lomond Still, Straight Neck Loch Lomond Stills vs Inchdairnie
Einer der vergessenen Pioniere der schottischen Whisky-Destillation ist Duncan G. Thomas. Der Amerikaner konzipierte neuartige Brennblasen zur variablen Modifizierung von Malt Spirits. 1931 erwarb der Chemiker und Unternehmer eine der ältesten schottischen Brennereien. Die am River Clyde in Bowling an der Grenze zu den Highlands liegende Lowland Distillery Littlemill führte ihren Ursprung in das Jahr 1750 zurück als Archibald Buchanan eine Brauerei von seinem Bruder Andrew erwarb. Es war Duncan, der die Littlemill Destillationsanlage mit indirekt beheizten Straight Neck Pot Stills vollkommen erneuerte. Die traditionellen feuergeschürten kupfernen Swan Neck Pot Stills ersetzte er mit eigenen Erfindungen, die sich an Muster des frühen 19. Jhds. orientierten. Noch heute arbeiten seine Entwürfe in der Loch Lomond Distillery, die Duncan Thomas - Littlemill Distillery Company Ltd. - zusammen mit der amerikanischen Barton Brands Ltd. (heute Teil der Sazerac Company) in den Jahren 1965/1966 errichtete.
Siehe zur Technologie der Littlemill Straight Neck Stills und zu den Loch Lomond Stills ausführlich die Beiträge
Littlemill erneuerte sich
Nach einer kurzen Stilllegungsphase im Jahre 1929 verändert der amerikanische Unternehmer Duncan Thomas die technische Ausstattung. Fortan mälzten Saladinkästen die Gerste mechanisch. Gedarrt wurde das grüne Malz in zwei Ventilation Towers, jedoch nur in einem Kiln.
Nach der Renovierung stellte er das bis dahin übliche Lowland-typische Brennverfahren von einer dreifachen zur zweifachen Destillation um. Die Brennleistung der in Schottland vorherrschenden Swan Neck Pot Stills überzeugten ihn nicht. Thomas forschte nach einer für ihn effizienteren, energiesparenden Destillierapparatur und tüftelte an einer Mischung aus Coffey- und Pot Still-Technologie.
Auf den aus Kupfer zylindrisch geformten Brennkessel der Feinbrandblase setzte er eine Verstärkersäule, eine Art Rektifikationskolonne mit mehreren variabel justierbaren Kupferböden. Im Steigraum der Säule reinigten mehrere Kupferplatten das Alkohol-Dunst-Wassergemisch. Sie verstärkten den Rückfluss des Kondensats, was in eine zusätzliche Aufreinigung und Zunahme der Alkoholkonzentration während des Destillationsverfahrens mündete. Der New Make wurde schließlich reiner und sauberer. Die Littlemill Spirit Still erlaubte auf nur einer Straight Neck Brennblase den Brand von drei Spirit-Arten.
Neben leichten und fruchtigen Destillaten, erzeugten die Stillmen bis in die 1970er Jahre je nach Bedarf auch kräftige und ölige Varianten: einen fruchtigen Littlemill-Standard, einen charaktervollen Dunglass sowie einen stark rauchigen Dumbuck. Robin Brilleman vom Whisky Informatie Zentrum Nederland berichtet von zwei Destillierapparaten gleicher Bauweise: Der Rauhbrand verstärkte sich von 8 % vol. auf 55 % vol., während der Feinbrand einen relativ hohe Alkoholkonzentration von 85 % aufwies. Die Kessel isolierte Thomas mit einer Beschichtung aus Aluminium. Andere Quellen zufolge führte Duncan angeblich die Brennblasenmodifikation mit Rektifkationskolonnen erst in den 1960er bzw. 1970er Jahren durch. (Walter Schobert, Das Whisky Lexikon).
Anregungen
Thomas suchte nach Lösungen und fand Anregungen bei den Destillateuren des 19. Jhds. Die Ideen zur Entwicklung einer hybriden Brennblase, die zwei grundsätzlich unterschiedliche Fraktionierungssysteme miteinander verbindet, fand der Chemiker wohl in der amerikanischen Encyclopaedia of Chemistry, in der eine direkt befeuerte Rauhbrandblase der irischen Banagher Distillery, Co Offaly, aus dem Jahre 1877 näher beschrieben wurde. Zumindest ihre Struktur und Form regten ihn vermutlich zur Konzeption einer eigenen hybriden Feinbrandblase an, die sich in Form und Aufbau von traditionellen Swan Neck Pot Stills unterschied. Weitere technische Anregungen kamen vermutlich von den Rum-Brennereien der Karibik.
Es scheint so zu sein, dass Thomas teilweise ein technologisches Prinzip kopierte, das der französische Tierarzt und Erfinder Jean Jaques Saintmarc – alias Saint Marc - 1823 für die Destillation von Kartoffelschnaps in der Belmont Distillery im Londoner Stadtteil Lambeth umsetzte. Das von ihm entworfene System konnte in einem einstufig ablaufenden Verfahren - Batch-weise - einen Spirit mehrfach brennen.
Von Littlemill Distillery zur Loch Lomond Distillery.
13 früher bis zu aktuell 17 Glockenböden bewirken eine starke Aufreinigung des Destillats.
Dumbarton: Inverleven, Kopien und Innovationen
Die vom Amerikaner Duncan G. Thomas in Littlemill in den 1930er Jahren entwickelte Straight Neck Pot Stills mit den „…long necks and internal rectifying plates…“ wurde nach 1950 im Nachbarort Dumbarton in einer ähnlichen Weise kopiert.
The Stillroom of Littlemill. Straight Neck of the Wash Still ?
Copyright unknown, please inform
Der kanadische Getränkegigant Hiram Walker Ltd. hatte unter der Federführung seiner schottischen Tochter Ballantine & Sons 1937-38 am Leven in der Mündung zum Clyde ein riesiges Brennereizentrum mit modernsten Destillationsanlagen errichtet. Es lag nur wenige Meilen nördlich von der LittlemillI Distillery entfernt. Im Dumbarton Distillery Complex erzeugten seit dem 28. September 1938 „stainless steel columns“ von der Vulcan Copper & Supply Co. aus Cincinnati große Mengen sehr körperreiche – heavy - Grain Spirits für die eigenen Whiskymarken wie Teacher’s Highland Cream oder Ballantine‘s.
In den Anfangsjahren verarbeiteten die Stillmen ausschließlich einen kostengünstigen gelben Mais. Die Destillierkolonnen einer typisch amerikanischen Beer Still mit einer analysing und rectifying column produzierten darüber hinaus auch einen neutral grain spirit. Geplant hatten sie Ingenieure aus Ohio, gebaut wurden die Anlage von der Blairs Limited Engineering Works in der Woodville Street des Glasgower Stadtteils Govan (siehe Canmore. National Record of the Historic Environment). Vom renommierten Hersteller Porteus in England kam die Malt Mill. Der ursprünglich geplante Produktionsbeginn hatte sich verzögert, denn die Bauarbeiten gerieten wegen der Kriegsvorbereitungen ins Stocken. Dennoch wurde der sechs Hektar-Komplex zur größten Brennerei seiner Art in Schottland.
In den 1990er Jahren modifizierten Techniker die Column Stills, sodass dort auch aus Weizen ein Destillat hergestellt werden konnte. Das Getreide kam vorwiegend aus Amerika und Kanada. Die Mash Men wurden für ihre sehr rein geläuterte Würze gerühmt, die nach der Gärung in Stahlbottichen und der Kolonnendestillation einen Spirit bedingten, den Blender wegen seiner Reinheit, Leichtigkeit und feinen Fruchtigkeit sehr lobten. In den Anfangsjahren lag die Produktionsmenge bei 13,6 Millionen Litern jährlich, vor der Schließung im Jahre 2002 bei geschätzten 113, 6 Millionen Litern Grain Spirit. Diese Kapazität machte sie zur größten Grain Distillery in Europa.
Story: Über hundert chinesische weiße Gänse, die sogenannte Scotch Watch, machten Dumbartons Brennereien weltberühmt. Ab 1959 bewachten sie tagaus, tagein die riesigen Lagerhäuser nahe der A 82 bis sie Kameras 1997. Im ersten reiften 1,700,000 gallons of whisky spirits in Eichenholzfässern.
Die zahllosen seit 2005 von Pernod Ricard genutzten Warehouses verschwanden wenige Jahre darauf und boten extensiven Platz für eine Wohn- und Dienstleistungsbebauung. Als der markante und das Stadtbild bestimmende Destillationsturm nach fast achtzig Jahren im Februar 2017 endgültig abgerissen wurde läuteten in dessen Schatten die Glocken der Dumbarton Riverside Parish Church und die der nahegelegenen Saint Patrick’s Church.
Photos Courtesy of Wikipedia UK
Inverleven Malt Distillery
Inmitten der aus Amerika importierten Ziegelsteinen gemauerten imposanten Brennerei befand sich ebenfalls eine kleine schmucke Malt Distillery, deren Whiskys heute zu den Raritäten überhaupt zählen. Am Standort der ehemaligen Schiffswerft MacMillan fraktionierten am Ufer des Leven zeitgleich zwei klassische mit Dampfrohren indirekt beheizte Pot Stills einen Lowland-typischen Spirit aus gemälzter Gerste im separat errichteten Brennereigebäude.
Zufällig standen sie auf der Grenze zwischen den Whiskyregionen Highlands und Lowlands. Die Blender betrachteten die Whiskys als Lowland Malts. Gedengelt hatten die Wash Still - 25 000 l - und die Spirit Still - 20 000 l – amerikanische Kupferschmiede aus Cincinnati nach Pot-Still-Mustern der Speyside. Ein wenig modifizierte Replikate aus der Kupferschmiede Blairs Limited Engineering Works in Glasgow ersetzten sie 1972: die Wash Still hatte ein Fassungsvermögen von 19 057 Liter oder 4 192 Gallonen laut Konstruktionsplan von 1972.
Courtesy of Waterford Distillery
Einige Jahre später gesellte sich 1956 zu ihnen eine neuentwickelte Brenneinheit im Stillroom dazu, die vermutlich bis 1985? verschiedene Typen Gersten-Brände für die Ballantine's Blended Scotch Whiskys destillierte.
NB: Messrs. Blair, Campbell & McLean war eine der großen schottischen Kupferschmieden. In der Scotland Street von Glasgow dengelten die Kupferschmiede und Blechschlosser für die britischen Brauereien und Destillerien allerlei Produktionsmittel seit 1838: "They make every variety of stills, coppers, mashing machines, mash tuns, malt mills, refrigerators, fermenting tuns and vats so forth," schrieb ein unbekannter Autor in der in London 1891 erschienen Abhandlung Glasgow and Its Environs; a Literary Commercial and Social Review Past and Present. Anlagen zu Destillation von Rum und Herstellung von Rohrzucker - sugar-cane mills - exportierte das Unternehmen ebenfalls in die Kolonien.
Der Lomond Spirit von Inverleven
Alistair Cunningham begann seine Karriere als Lehrling in der Whisky-Industrie und
stieg als Managing Director in das Leitungsteam des Dumbarton Distillery Complex auf. Der Chemieingenieur und sein Kollege, der technische Zeichner Arthur Warren, konzipierten von 1955 bis 1956 ein multifunktionales Hybridsystem mit dem ohne viel Aufhebens verschiedene leichte, schwere und/oder ölige Spirits zu destillieren waren. Ihr Auftrag sollte Ballantine die benötigte Vielfalt für das Blendportfolio mit 42 verschiedenen Malts ohne finanzintensive Investitionen erweitern. Sie planten den Bau einer alternativen Destillationsapparatur nachdem ihre Versuche nach alternierenden Läuter-, Gär- und Destillationsverfahren nicht die gewünschten Erfolge zeigten. Konstruktionstechnische Impulse erhielten sie von Systemen, die in Europa, Amerika, der Karibik, aber auch in der benachbarten Brennerei Littlemill Destillate aus Getreide oder Fruchtmaischen fraktionierten.
Die erste 11 600 Liter (11 000?) große Feinbrandblase formten sie nicht bauchig, sondern wählten einen zylindrischen Kessel, der mit einer aufsitzenden sehr kurzen runden extrem voluminösen - großer Durchmesser - geflanschten Verstärkersäule versehen wurde. Der Kopf war zwar flach, von ihm führte der Lyne Arm ähnlich einer 'Kaffeekanne' aus dem Purifier zum Condenser- Röhrenkühler. Im 'water cooled neck' umspülte kühlendes Wasser einem Dephlegmator ähnlich den kugelförmigen Geistrohrausgang und erhöhte damit je nach Einstellung den aufreinigenden Rückfluss des Kondensats. Siehe hierzu auch den Duncan Thomas Entwurf mit einem Dephlegmator am Ende des Straight Necks.
Diese Form der Kühlung erfand einst der Londoner Ingenieur und Kupferschmied William Pontifex (Shoe Lane, Holborn), der in einem Patent des Jahres 1798-99 vier wirkungsvolle Wege der Wasserkühlung des Abtriebs von Destillaten im oberen Steigraum einer Brennblase aufzeigte. Sie orientierten sich in ihrem Entwurf an Mustern, die in den USA Bourbon- und in der Karibik Rum-Destillate produzierten.
Im Innern der Cunnigham-Säule arbeiteten drei aufwendig konstruierte vertikal und horizontal bewegliche perforierte Kupferplatten - rectifying plates. Bei waagrechter Stellung füllten sie sich mit kondensierendem Spirit je stärker der Reflux sich ausprägte. Schwere Alkohole und Fuselöle konnten somit im New Make minimiert werden. Diese Platten waren zugleich gekühlt mit Wasser und nicht gekühlt 'trocken' steuerbar, was den Aufreinigungseffekt durch einen Kupferkontakt minderte oder erhöhte. Der Stillman regelte die Reflux-Menge und Stärke des Alkohols darüber hinaus mit der jeweiligen Stellung der Sieve Plates. In vertikaler Stellung war die Aufreinigung innerhalb der relativ kurzen Säule – straight pipe - sehr gering und modifizierte nur wenig den aromatisch opulenten Charakter der Spirits. Sie erschienen schwefliger, kräftiger, 'fleischiger'.
Mit unterschiedlich aufsteigenden oder absteigenden Geistrohrformen war die Qualität des Alkoholabtriebs zusätzlich beeinflussbar. Sie konnten je nach Wirkung schnellstens nach den Brenngängen ausgetauscht werden. Der Low Wines kamen allerdings von der im Stillroom gegenüber stehenden Inverleven Wash Still. Diese mischten die Destillateure mit den Vor- und Nachläufen der Straight Neck Still aus den vorausgegangenen Destillationsprozessen, so wie das in Schottland üblich war. Keine Aromen und kein Alkohol gingen verloren.
Die Versuchsanlage wurde indirekt mit Dampfrohren beheizt, um die Temperaturen der Brennverläufe und Destillationsgeschwindigkeit schneller und präziser einstellen zu können. Ziel war es, eine stabile ausgeglichene Konsistenz der New Makes zu erreichen. Mit direkter Kohlefeuerung wären derartig fein abgestimmte Resultate nur bedingt möglich. Unter Manager Tom Scott wurde die Test-Still in Inverleven installiert, weil die Forschungslabore zur Auswertung der Destillate in der unmittelbaren Nähe waren.
Problematisch und ineffizient war jedoch der personalintensive Betrieb der Anlage, denn die Verschmutzung der rectifying plates machte ihre ständige Reinigung notwendig. Die Säule wurde an den Flanschen auseinandergeschraubt, um das Innere mit Lauge zu säubern. Der Produktionsausfall kostete Zeit und Geld. Eine weitere Erklärung für den technischen Umbau lautete, dass der gewonnene Spirit sich doch zu sehr von den Destillaten der Inverleven pot stills unterschieden hätte.
Botanist Drawing of the Original Inverleven Malt Still design by Alistair Cunningham.
Courtesy of Bruichladdich Distillery. Rare Inverleven Bottling by Gordon & Macphail.
Verschiedene Quellen berichten, dass 1959 die erste Versuchsbrennblase durch eine größere, angeblich doppelt so große Variante (siehe Lex Kraaijeveld) mit einer Kapazität von 15 500 Liter (Bruichladdich Angabe), 13 500 (Misako) oder 22 000 Liter ersetzt wurde. Die Kupferschmiede modifizierten die Rectifying Column im Innern. Sie entfernten die beweglichen Sieve Plates. Stattdessen wurden 85 Kupferrohre und sechs Kupferleitbleche eingesetzt (vgl. hierzu Hazelburn Distillery). Die Kupferoberfläche vergrößerte sich und absorbierte die zu den Schwefelverbindungen gehörenden gummiartigen, fleischigen und pflanzlichen Noten. Diese sind zwar nur in winzigen Mengen im Alkohol-Wassergemisch vorhanden, verhalten sich aber abträglich im Destillat und überdecken leicht feine fruchtige Aromen.
Die betriebsinterne Bezeichnung für in der modifizierten Anlage destillierten Malzbrände lautete Lomond Spirits (es kursierte eine irrtümliche Schreibweise Lomand),
um sie von den im gleichen Still House destillierten Swan Neck Spirits zu unterscheiden.
Folglich nannten Stillmen und Blender die eigentümliche Brennanlage Lomond Still.
Hintergrund: Das Produktionswasser bezogen sie beim Maischen aus den Loch Lomond Gewässern. Gebaut wurde der zweckmäßig geformte Hybrid von den Coppersmiths Ramsden in London. 1985 versiegte die Produktion bei Inverleven, die Brennblasen erkalteten. Der Dumbarton Distillery Complex wurde 1991 letztendlich stillgelegt. Eine Modernisierung der Grain-Distillation war angeblich wegen der einengenden, zu dicken Betondecken im markanten Column Still Tower nicht möglich.
Die jährlich erzielte Produktionsmenge von 112 Millionen Liter Grain Spirit war für einen wirtschaftlichen Betrieb scheinbar nicht ausreichend. Der Dumbarton Distillery Complex wurde 2002 endgültig aufgegeben und einige Jahre später vollkommen abgerissen.
Eine Brennerei wird gerettet
Teile der Inverleven Malt Brennerei konnten in einer Nacht-und Nebel-Aktion von Distillery Manager Duncan McGillivray und seinem kleinen sechs Mann-Bruichladdich-Team 2004/5 gerettet werden. David Sinclair, einer der Investoren und ersten Shareholder der Erwerbergruppe der stillgelegten Islay Distillery Bruichladdich, hatte CEO Mark Reynier und Production Director Jim McEwan von einem Schatz in Dumbarton nördlich von Glasgow erzählt, der den Weg zum Schrottplatz gehen sollte. Die beiden zeigten großes Interesse, denn sie planten den Bau einer neuen Brennerei am Ort der 1929 geschlossenen Port Charlotte Distillery.
Sinclair fädelte den Verkauf der 1991 stillgelegten Inverleven-Destillationsanlagen ein. Es wird berichtet das Jim alles verfügbare Bargeld der Bruichladdich-Kasse mitnahm, um die Washbacks und drei Brennblasen - zwei Swan Neck Pot Stills und eine Straight Neck Pot Still - nach Islay zu bringen. Die im Grunde wertvolle Ware konnten die Progressive Distiller der Hebrides weit unter Wert für nur 10 000 Pfund (?) erstehen. Whisky-Naturalien halfen ihnen beim Deal. In anderen Quellen werden Beträge bis zu 35 000 Pfund genannt. Mit Hilfe der Abbruchunternehmen konnten Mauern eingerissen und die Anlagen freigelegt werden. Ein kleines Schiff transportierte die Anlagen vom River Leven zur Pier von Port Charlotte nach Islay.
Die Inverleven Lomond Still steht nunmehr als Ugly Betty im Bruichladdich Stillhouse und aromatisiert seit 2010 mit einem vollkommen veränderten Lyne Arm den Botanist GinBatch 1 mit 31 (22 heute) verschieden Aromen. McEwan installierte einen Korb für die Botanicals in den Lyne Arm. Der Dephlegmator am Ende der Säule wird nicht betrieben. Das originale temperatureffiziente Inverleven-Heizsystem mit vielen kleinen Dampfrohren blieb jedoch erhalten.
Die beiden von Blairs in Glasgow 1972 erneuerten Inverleven Swan Neck Pot Stills aus der „whisky capital of the world“ Dumbarton destillieren nach einer längeren Zwischenlagerung in Port Charlotte und Bruichladdich aus Gerstenmalz in der irischen Waterford Distillery einen doppelt gebrannten nicht rauchigen Malt-Spirit. Nach einer Totalüberholung durch Forsyths in Rothes sprudelte seit Dezember 2016 ein Gerstendestillat durch den Spirit Safe. Im August 2021 mussten die Kessel wegen zu dünnen und brüchigen Kupfers und den immer wieder entstehenden Lecks ausgetauscht werden. Die Kupferschmiede von Forsyths hatten identische Kopien gedengelt, um den Charakter der Destillate nicht zu verändern, sondern zu erhalten.
Inverleven Stills at Bruichladdich Distillery and at Port Charlotte Warehouses
Refurbished and installed at Waterford Distillery in Ireland.
In Summer 2021 the leaking kettles were replaced one to one at Waterford Distillery.
Der Verbleib der Cunningham Technologie
In verschieden Quellen wird berichtet, dass man die erste von Cunningham entworfene, von einer Kupferschmiede in Glasgows Govan gefertigte 11 000 Liter (Scotch Whisky Com) kleinere Versuchsapparatur 1958 erst nach Glenburgie, dann Jahre später nach Scapa (13 500 Litern, Misako) transferierte und durch eine angeblich doppelt so große Cunningham-Anlage ersetzte. Misako Udo berichtet von einer Größe von 13 500 Litern.
Ähnliche von Kupferschmieden in Glasgow gedengelte system-, aber nicht bau- und größenidentischen Lomond-Destillationsapparaturen trennten paarweise in den Distilleries Glenburgie (1958-81, Glencraig Spirit mit „pear-drop flavour“) und Miltonduff (1964-1981, Mosstowie Spirit mit „herbal nose and sweet sherry flavours“) das Alkohol-Wasser-Gemisch. Die sehr spezielle Mosstowie-Aromatik wurde zeitweise durch eine Wasserkühlung außerhalb des oberen Steigraums der rectifying column im Übergang zum Lyne Arm erreicht (siehe Pontifex-Patent). Der Rückfluss der schweren Alkohole verstärkte sich dadurch, die Aufreinigung des Spirits nahm zu. Ihr aromatisches Profil wurde leichter und reiner. Erfreuliche Nebenwirkung, die Destillate reiften daher schneller im Eichenholzfass.
So waren ab 1971 bei Glenburgie nicht nur der neue Brennblasentopf der Wash Still größer, sondern auch die aufsitzende Rektifikationssäule mit ihren drei Siebplatten. Sie war zudem im Durchmesser voluminöser als ihr Inverleven-Lomond Vorbild. Bei der Spirit Still war ihr Durchmesser geringer, aber die Säule von gleicher Höhe. Außerdem konnte die geflanschte Rectifying Column ohne Schwierigkeiten verkürzt oder verlängert werden, je nach dem welcher Spirit Character gewünscht wurde. Das 1959 installierte Cunningham-Modell erfuhr 1971 eine technische Veränderung, die variablen Siebböden wurden entfernt, weil dort neue Röhrenkühler die Spirit-Reinigung ausführten. Das dreiteilig geflanschte Neck der Rauhbrandblase wurde Ende der 1970er Jahre erneut modifiziert. Man verlängerte den einteiligen Aufsatz erheblich und vergrößerte den Kessel vergrößert. Die Wasserkühlung des Dephlegmators am Ende des Kopfes wurde entfernt. Von Cunninghams technologischem Destillationskonzept blieb in gewisser Weise lediglich die Form der Wash Still beibehalten.
The difference in shape and form, Glenburgie Cunningham's design (left)
and Duncan Thomas' straight neck stills at Loch Lomond Distillery
Photos Courtesy of Canmore and Ernie Scheiner (on the right)
Moderne Zeiten. Inchdairnie
In der 2015 in den Lowlands in Glenrothes erbauten InchDairnie Brennerei sehen Besucher neben zwei typischen Pot Stills eine von der italienischen Kupferschmiede Frilli SRL - nahe Siena gelegen - elegant interpretierte Lomond Hill Still. Auf dem Kessel sitzt ein leicht konisch zulaufendend Helm versehen mit sechs innenliegenden Kupferböden. Schwere Alkoholverbindungen werden über ein Reflux-System in den Kessel zur weiteren Aufreinigung und Verstärkung rückgeführt. Maßnahmen wie eine externe Aufheizung des Brennguts mindern nach eigenen Angaben den Energieverbrauch
um 35 %.
Die innovative Frilli-Interpretation der Inverleven Lomond Still erlaubt Manager Ian Palmer die experimentelle Verarbeitung von Gerste, Hafer und Roggen und damit die Destillation von Malt und Grain Spirits. Im Dezember 2017 wurden nach einer Testphase im Oktober vom Inchdairnie Team erstmals 40 000 l aromaintensive Rye Spirits aus einer Mischung von gemälztem Roggen - 56 % - und gemälzter Gerste - 44 % - zuerst klassisch in der wash pot still fraktioniert. Die zweite Destillationsphase erfolgte in der Lomond Hill Still.
Director und Manager Ian Palmer sagte im Juli 2021:
The distillery has a moto, Fife Grown, Fife Distilled and Fife Matured.
Sourcing locally has always been important to how it operates. The distillery has recently become a sponsor of YEN, and the YEN Zero program.
A network of agricultural organisations and farmers with the ambition to meet the agricultural industry’s goal of achieving net-zero emissions by 2040.
It aims to create a net-zero community, where key topics can be discussed, emission calculations and reports can be shared, and community strategies and initiatives can be applied to help reduce carbon footprint.
InchDairnie Distillery has decided to take this one step further and sponsor five local Fife farms in the YEN Zero program. We will malt and distil some of their barley, to outline the full impact from field to cask. We will also give a cask of whisky, made from their own barley, to the farm which gives us the lowest carbon footprint.
Zeitgleich hatten die Distiller Allan Logan und Adam Hannett von Bruichladdich seit mehr als hundert Jahren in Schottland Rye Spirits aus ungemälztem Roggen - 55 % - und gemälzter Gerste - 45 % - in den viktorianischen pot stills zweifach gebrannt. Im Ergebnis reifen 6 500 Liter Rye-Spirits teils in gecharrten first-fill Bourbon Barrels, in Medium getoasteten jeweils 225 Liter großen Virgin American Oak Casks und in Virgin French Oak Barriques der burgundischen Premium-Küferei Seguin Moreau. Insgesamt wurden 31 Fässer in Destillatkonzentrationen von 70 % Vol. oder 65 % Vol. befüllt. Industrieüblich sind 63,5 % Vol.
In der familiengeführten Highland Estate Distillery Arbikie in der Region Angus experimentierten offenbar die Stirling Brüder David, Iain und John seit Dezember 2015 mit einer rye-barley-wheat-mash. Master Distiller Kirsty Black und Production Manager Christian Perez-Solar wählten eine mashbill aus 52% ungemälztem Arantes-Roggen, 33% nicht gemälztem Viscount-Winterweizen und 15% gemälzter zweireihiger LCS Odyssey Sommergerste. Letztere ist wegen des geringen Nitratgehalts unter Mälzern und Brennern in den USA sehr populär. Das verarbeitete Getreide bauten sie auf dem von der Familie seit 1690 bewirtschafteten Airbikie Estate selbst an.
Sie destillierten den Getreidebrand zweifach in einer 4 000 Liter großen Rauh- und einer 2 400 Liter fassenden Feinbrandblase. Geplant und gebaut hatte die Destillationstechnologie einer der ältesten deutschen Anlagenbauer Carl aus Eislingen bei Göppingen. Der Rye-Wheat-Barley-Spirit Batch 1 reifte in first fill Bourbon Barrels und wurde in Pedro Ximenez Fässern einer schönenden Nachreifung unterzogen. Highland Rye Single Grain Scotch Whisky Batch 2 in Bourbon und Armagnac-Casks.
Rye Spirits der Neuzeit sprudelten im Juni 2016 bei Lone Wolf in Ellon nördlich von Aberdeen bei BrewDog durch die vom deutschen Anlagenbauer Arnold Holstein von Markdorf am Bodensee erstellte Destillationsanlage mit Geisthelm(-en) und Verstärkersäulen.
Mit diesen Aktivitäten kehrte der Rye Spirit in die schottische Whiskylandschaft zurück. Bis zum Ende des 19. Jhds. war er wegen seiner Fruchtigkeit gerne in den damaligen Blended Whiskys verschnitten worden. Erste Quellen belegen im 18. Jhd. die Verarbeitung von Roggen zu Spirits in schottischen Brennereien. Landkarten von 1794 zeigen, dass am Ort Airbikie ein usquebaugh vielleicht aus einer Roggenmaische gebrannt wurde. Im 19. Jhd. war es in Schottland und Irland - gehörte damals zum United Kingdom – in den Brennereien üblich - neben Hafer und Gerste - Anteile von Roggen in der Maische zu läutern.
(Quelle: Reports of the Royal Commission on Whiskey 1908/09).
Brenntradition setzt sich fort
Die Technik des diskontinuierlichen Destillierens mit zylinderförmigen „Geisthelmen und Kupferböden“ ist bei Obstbrennern in Deutschland, Österreich, aber auch in den amerikanischen Craft Bourbon Distilleries sowie bei vielen Rumproduzenten größtenteils Standard.
Die in der Loch Lomond Distillery arbeitenden sechs straight neck stills ähneln zwar die Inverleven-Lomond-Baustruktur, sind aber keineswegs bauidentisch. Sie reflektieren vielmehr die von Duncan Thomas 1931 für Littlemill entworfenen Wash Still und Spirit Still. Die aufsitzende Rektifikationssäule ist doppelt so hoch und verfüge anfangs im Innern über 17 kupferne Siebböden mit Bubble Caps. Am Ende des Steigraums im oberen Viertel erscheint das von Jaques Saintmarc angedachte Dephlegmatorprinzip, eine zusätzliche externe Kühlung des Kopfes der Säule mit einer wasserführenden Leitung. Die Stillmen nennen sie kurz deph pipe. Mit der Kühlung kann die Aufreinigung und der Grad des Rückflusses des Spirits intensiviert oder verringert werden, sodass bei gleichen Brenngut zwei unterschiedliche new makes möglich werden.
Loch Lomond Straight Neck Still mit Dephlegmator, siehe wasserführenden Ring oben rechts.
Aufnahmen von 2014.
Wealth of a Nation
Ein historischer Rückblick erlaubt die filmische Dokumentation Wealth of a Nation
Dumbarton Distillery im Jahr 1938 kurz vor der Fertigstellung.
Copyright National Library of Scotland
Zum Autor
Ernie - Ernst J. Scheiner ist der Herausgeber des Portals The Gateway to Distilleries www.whisky-distilleries.net Er dokumentiert über 150 Destillerien fotografisch von innen und beschreibt detailliert die Produktion der Whiskies. Seit seinem Studium an der University of Edinburgh befasst er sich mit dem Thema Whisky und publiziert in Fachmagazinen
wie Das Irland Journal, die Kleinbrennerei, Whisky Passion und The Highland Herold. Features und Stories erschienen in den Blogs whiskyexperts, whiskyfanblog und whiskyintelligence. Als Leiter der VHS Ingelheim führte, und nun als Whisk(e)y-Botschafter leitet er Destillations-Kollegs, Studienreisen und Whisky-Kultouren zu den Quellen des Whiskys.
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